Kiel, Schwert und Hafentrailer

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earlinks

Kiel, Schwert und Hafentrailer

Beitrag von earlinks » Di 3. Okt 2006, 20:06

Hallo erstmal an alle,

Auch wir sind seit einigen Tagen stolze Besitzer einer Neptun22/Dinett. :D Das Typenschild sagt: Bj.77 Segelnummer 3482
Es hat aber den schwarzen Mast. Wurde der nicht erst ab 1979 montiert?

Und wie der Zufall es so will, ist sicher eine Menge Arbeit für den Winter angesagt.

Hier nun meine Frage:

Hat schon mal jemand den gesamten Kiel abgenommen, um Ihn gründlich zu renovieren?

Welche Probleme sind zu erwarten?

Oder sollte man sich diesen Streß gar nicht machen?

Meine/unsere Beweggründe:

Das Schiff ist Baujahr ca. 1977-1979 und in dieser Zeit wenig auf den Ratzebureger See gesegelt. Sicher haben die

Voreigner das Schiff geplegt, aber fast alles ist doch eher in einem Originalzustand dem Alter entsprechend. Der Kiel

ist leicht bis gut angerostet, was ja bei dem Material (Guß) nicht so ein großen Problem ist. Aber das Schwert z.B. muß

definitiv raus, um eine neues Schwertfall anzubringen. Bei der Gelegenheit möchte ich dann den Kiel auch von "innen"

konservieren. Und da komme ich so echt schlecht ran.

Zur Situation: das Schiff liegt auf einem selbstgebauten Hafentrailer und steht "nicht" auf dem Kiel. Das hat für mich

zur Zeit den Vorteil, das ich, sollte ich den Kiel abschrauben, keinen Kran benötige. Einfach Wagenheber drunter und

ablassen sollte kein Problem sein.

Und hier ist auch schon meine zweite Frage:

Die Auflager des Hafentrailers sind nicht unterm Kiel, sie sind dicht daneben, recht groß dimensoniert. Nun steht das

Schiff schon 25 Jahre im Winter drauf, große Dellen sind nicht zu erkennen, aber mir scheint das man die Last

eigentlich auf den Kiel setzen sollte.

Wie Stabil ist der Rumpf neben dem Kiel? Sollte ich das dringend ändern?

Jetzt schon einmal vielen Dank für eure Gedanken und Anregungen. Und auch an den Betreiber der Homepage.

Gruß Siggi und Yogi aus Krummesse bei Lübeck
Skippy

Beitrag von Skippy » Di 3. Okt 2006, 20:20

Hallo Siggi,

dass hört sich wirklich nicht so gut an, denn das gesamte Gewicht muss auf den Kiel.
Die seitlichen Auflagen dienen nur gegen das Kippen.
Dein Schiff wird Bj. 78 sein und ab da wird der schwarze Mast verwendet.
Kiel abbauen, wenn die Möglichkeit gegeben ist, bringt Sinn aber nötig ist das nicht. Beim Abdichten muss sehr sorgfältig vorgegangen werden, sonst gibt's ein Uboot.
Honk

Beitrag von Honk » Di 3. Okt 2006, 20:47

Moin Siggi!
Zum Vergleich: Meine N22 (Dinette) mit der Segeln-/Baunummer 3527 ist im Oktober 1977 gebaut worden, ich hab nämlich noch die Original-Papiere und den Original-Aufkleber(von der Werft) steuerbordseitig in der Plicht.

Ich kann dem Achim (Skippy) nur beipflichten: das Gesamtwicht muß auf den Kiel, ansonsten kann es sein, dasss du Schwierigkeiten bekommst!

Den schwarzen Mast hat mein Boot übrigens auch schon, insgesamt hab ich über der Wasserlinie eine Durchfahrtshöhe von ca. 9,10m.
´
Kielarbeiten kann man wahrscheinlich am Besten ausführen, wenn das ganze Boot im Kran hängt.

LG
honk
earlinks

Beitrag von earlinks » Mi 4. Okt 2006, 16:20

Danke, Skippy und Honk für die ersten Antworten.

Die falsche Lagerung auf dem Trailer habe ich leider erst nach dem Kauf gesehen - Tomaten auf den Augen -

Aber ich denke, da das Boot so nie viel bewegt wurde und ich bisher keine Haarrisse erkennen konnte, geht das in Ordnung. Werde ich natürlich sobald wie möglich ändern.

Weiss jemand, wie die Abdichtung des Kiel genau ausgeführt ist? Natürlich will ich kein U-Boot. Die Schrauben sind aus Niro, ich hoffe daher, das die nicht festgerottet sind.

Ist da eine Dichtmatte zwischen Kiel und Rumpf, oder sind direkt unter/über den Schrauben/Scheiben Dichtungen/Gummis?

Gruß Yogi
Segelhans2004

Kiel überholen

Beitrag von Segelhans2004 » Mi 4. Okt 2006, 16:23

Moin,

meine N22 ist ebenfalls Bj 77 (mit schwarzem Mast !) .Vor ein paar Jahren war das Schwert defekt und dabei wurde in der Neptun Werft ;Oelde der Kiel abgenommen,indem das Boot im Kran hing, die Kielbolzen losgeschraubt und das Boot vorsichtig geliftet wurde, damit die Bohrungen der langen Schrauben im GFK nicht beschädigt wurden.Ich wüsste nicht, wie das ohne Kran gehen sollte.
Vor der Kielprozedur wurde das Schwert herausgenommen, das Teil ist ebenfalls sauschwer.Den Kielbolzen zu bewegen,war ebenfalls Schwerstarbeit.

Den Kiel manuell zu entrosten ist eine Arbeit für einen, der seine Eltern erschlagen hat. Einfacher und gründlicher wäre Sandstrahlen.
Auch der Kiel hat ein beachtliches Gewicht und kann selbst zu zweit nicht oder nur mühsam bewegt werden.Dann die x - fachenGrundierungsanstriche mit Primcron, Vc Tar + Antifouling.Und der Rost kommt doch wieder.

Ich würde mir die ganze Prozedur gut überlegen.Ich weiß nicht mehr genau, ob es jetzt 7 oder 8 Jahre her ist, aber inzwischen sieht der Kiel wieder fast ähnlich aus.Ich bessere inzwischen Rostflecken am Kiel mit einem Rostschutzmittel aus, haue Vc Tar darüber und das hält etwa 2 Jahre.
Den Kielksten nachzuarbeiten und innen zu versiegeln halte ich für unmöglich. Da kommst einfach nicht ran. Außerdem sitzt da so viel Zeugs (Muscheln, Dreck etc ) was erst entfernt werden müsste.Wie soll das gehen?

Eine Dichtungsmanschette zwischen Rumpf und Kiel habe ich nicht gesehen.
Beim Wiederanbringen des Kiels war ich nicht dabei, das hat Firma Ernst gemacht, aber soweit ich weiß, wurde die Rumpfkielspalte mit Sikaflex eingepappt.Der Kiel ist innen hohl und kann nicht eingedichtet werden, weil das Schwert hindurchgeführt wird.

Fazit: Ohne mindestens 2 kräftige Helfer und Kran geht das nicht und ist angesichts der Gewichte nicht ungefährlich.
Und der Erfolg ist so doll nicht.Lohnt sich dann der Aufwand?
Ich würde das heute nicht noch mal machen.


Trotzden viel Erfolg und pass besonders auf die Finger und Zehen auf!!

Hans
bfust

Beitrag von bfust » Mi 4. Okt 2006, 18:34

Hi,
es sind ja leider nicht nur die Kielbolzen, die gelöst werden müssen sondern auch die Verklebung/Abdichtung zwischen Boot und Kiel. Wenn Du nur die Bolzen löst und das Boot anhebst, bleibt u.U das Gelcoat vom Rumpf im Bereich der Verklebung am Sika hängen. Dann musst Du auch noch eine Sanierung unter dem Rumpf vornehmen. Wie schon vorher gepostet, kannst Du das braune Übel nur etwas nach hinten verlagern, stoppen lässt es sich kaum. Allerdings sehen die Kiele nach dreißig Jahren im Süßwasser meist noch ganz ordentlich aus, Angst das die Dinger plötzlich zu Staub zerfallen muss man nicht haben. Ich werde dieses Jahr mal den Tip von Rolf probieren, der nimmt statt teurer Marinefarbe Hammerite-Rostschutzfarbe. Ist laut Hersteller definitiv nicht für den Unterwasserbereich geeignet - Hält bei ihm aber 3-4 Jahre. Meine Fertanbehandlung mit anschließender Epoxygrundierung kam auch auf keine längere Halbwertszeit.
Mein Kahn kommt in der Firma an den Kran oder zwischen zwei Stapler, der Trailer drunter weg und mit Staubmaske (gaaaanz wichtig!!!) und Schruppscheibe wird der braunen Pest zu Leibe gerückt.

Falls Du den Kiel immer noch abmontieren willst würde ich über Sandstrahlen und Flammspritzen nachdenken. Die Zinkschicht ist zwar nicht so dick wie beim Feuerverzinken hält aber sehr gut. Feuerverzinken bei so einem dicken Teil ist nicht unproblematisch da aufgund der Masse das Ding schon über Nacht im Bad hängen müsste um auf Temperatur zu kommen.

Grüße,
Bernard
Skippy

Beitrag von Skippy » Mi 4. Okt 2006, 19:22

Hallo,

seit 5 Jahren benutze ich Hammerit, dass ist rostlösend und jedes Jahr bessere ich die rostigen Stellen nach. Anschließend Antifouling drüber und schon ist es fertig. Innen im Schwertgasten hast Du keine Chance, viel zu eng. Reinigen mit einem Sägeblatt soweit es geht genügt mir.
earlinks

Beitrag von earlinks » Mi 4. Okt 2006, 19:26

Hallo,

danke für die wirklich lebendigen Erfahrungsberichte. Damit ist bei mir die Entscheidung gegen die gründliche Sanierung des Kiels gefallen.

Schön das es dieses Forum gibt.

An die immer wiederkehrenden Rostarbeiten kann ich mich noch gut errinnern. Mein erstes Schiff war ein Stahlknickspanter. Und da haben wir auch jedes Jahr mit VC-Tar nachgebessert. Ich denke damit kann ich leben.

Aber vielleicht hat jemand noch ein anderes Zaubermittel.

Zum Abschleifen sehe ich im Moment die Flex als das Werkzeug der Wahl.

bfust, meinst Du wirklich eine Schrubbscheibe, oder doch eine Fächerscheibe. Ich werd beides mal ausprobieren und berichten wenn's so weit ist.

Erstmal soweit

Yogi
bfust

Beitrag von bfust » Mi 4. Okt 2006, 20:46

Ich meine tatsächlich die Schruppscheibe - Die setzt sich zwar auch zu, schleift dann aber noch mit halber Kraft. Fächerscheibe oder Fieberscheibe kann hinterher zum Feintuning genommen werden. Hat einer schon mal diese "Nagelbürsten" getestet? Hab die mal bei AWN oder Compass im Katalog gesehen, angeblich "Sandstrahlen mit der Bohrmaschine". Unbefiedigend war aus meiner Sicht die Zopfbürste auf der Flex, nimmt kaum was weg und die abgebrochenen Drähte pfeifen einem um die Ohren. Ducken wird ja bekanntlich schwer, wenn man schon am Boden ist.

cu
Bernard
Pinguin

Beitrag von Pinguin » Mi 4. Okt 2006, 22:01

hallo bernard!
habe letztes jahr auf der hanse-sail einer vorführung des oder eines herstellers dieser bürsten beigewohnt. war beeindruckend, wie die sachen anschließend aussahen.
ob sich die anschaffung lohnt, kann ich aber nicht beurteilen. werde meinem kiel und den rostflecken mit schruppscheibe beileibe rücken. ist m.e. kostengünstiger.
von hammerite halte ich nicht viel. testergebnisse waren meines wissens wesentlich schlechter als bei billigrostschutz von aldi und co.

maik
jan himp

Kielanstrich, die 6.

Beitrag von jan himp » Do 5. Okt 2006, 11:59

Bei mir wird der Kiel nur so weit geschliffen, daß noch eine Spur Rost vorhanden ist. Hammerite löst sich nämlich von Stellen, an denen die Obefläche völlig intakt ist.

In diesem Jahr probiere ich einen sensationellen Trick:

Da der Kiel zwischen den Kotflügeln des Juros-Trailers und dem Rumpf nur sehr schwer zugänglich ist, schraube ich die Kotflügel ab.
Räder abmontieren wäre auch eine Maßnahme.

Den groben Rost an der Kielsohle entferne ich immer auf der letzten Fahrt unter Motor mit Gästen auf der Ruhr. Dabei wird dann kontrolliert eine Kiesbank überfahren.
Die dummen Gesichter der Gäste sind immer eine Anfahrt wert.

Wenn das Boot dank Doppelschubprop wieder frei ist, ist auch der Rost weg.

Wenn also jemand mal eine rostige Sandbank sieht, dann sind es keine rostenden Steine, sondern ich habe mich dort auf das Winterlager vorbereitet.


Gruß

Rolf
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