Bingum12 hat geschrieben: ↑Sa 27. Jun 2020, 16:30
Gerne hätte ich gewusst, wie so ein Ding überhaupt funktioniert.
Ist das schwierig, so einen Pinnenpiloten zu installieren?
Auch hätte ich gerne gewusst, welcher Pinnenpilot denn zu empfehlen ist.
Vielleicht hat einer Erfahrung oder vielleicht einen gebrauchten?
Stefan
Moin Stefan,
so ein Ding stellt man per Drehknopf oder Tastendruck auf den gewünschten Kurs ein und es versucht - je nach Ausführung mehr oder minder gut - den eingestellten Kompasskurs unter allen Bedingungen zu halten.
Grundsätzlich müssen die Segel sehr gut getrimmt sein, sonst werden mechanische Belastung und damit Stromverbrauch zu hoch.
Die üblichen Verdächtigen ST1000 & TP 10 steuern lediglich nach eingebautem Fluxgatekompass und ignorieren Krängung und/oder Gieren/Rollen des Bootes meines Wissens komplett. Zu Beachten ist unbedingt ein gewisser Abstand (mind. 1 Meter) zu irgendwelchen Eisenteilen oder Zündspulen oder Ankern von E-Motoren.
[Edit: wenn Kabel für E-Motoren in der Nähe verlaufen, kann man beide Kabel bündeln und auf ganzer Länge verdrillen, das vermindert den mag. Einfluss auf den Flux deutlichst]
Meines Erachtens gut für Motorfahrten und unter Segel bis mittleren Winden ohne nenneswerte Welle zu gebrauchen.
Die nächst grösseren ST2000 & TP 22/32 können schon in ein Netzwerk eingebunden werden und mit entsprechend vorhandenen Sensoren auch Krängung/Gieren/Rollen auswerten, dementsprechend die Pinne bedienen und sogar nach Windrichtung steuern, falls auch diese Daten ins Netzwerk übertragen werden. Das funktioniert ebenso als Wegpunktsteuereung mit angeschlossenem Plotter.
Auch hier wieder den Abstand zu magnetisch ablenkenden Teilen beachten, es sei denn ein Master-Fluxgate irgendwo im falls vorhandenen Netzwerk übernimmt diesen Part.
Alle STs und TPs sind nicht dauerhaft wasserdicht... einen kurzen Regenschauer können die ab, sollten unbedingt aber so trocken wie möglich gehalten werden.
AP-Systeme wie EV-100/200/300 und vergleichbare haben Stellmotor, Kurscomputer und Fluxgate/Sensoren in verschiedenen Gehäusen, soll heissen, dass die einzelnen elektronischen Komponenten irgendwo im Boot an einem passenden Platz untergebracht werden können. Die durchaus stärkeren Stellmotoren sind zudem wasserdicht und können viel schneller reagieren als STs und TPs.
Eingebaute Sensoren für Kompasswerte, Rollen, Gieren und Krängung (Gyroskop und Beschleunigungssensor) sind in einem kleinen Gehäuse eingebaut, das irgendwo auf oder in der Nähe der Mittschiffslinie montiert werden kann.
Ich habe im Moment einen EV-100 auf der Neptun 25 und das Teil funktioniert ohne Netzwerk überraschend sehr gut und ich mache mir damit sogar bei viel Wind und Welle auf allen Kursen (ausser VW-Kurs _ohne Windsensor_) keine Sorgen.
Mit vorhandenem Netzwerk kann wieder per Wegpunkt oder Wind gesteuert werden.
Die Königsklasse wäre der NKE Gyropilot... aber für unsere Boote wäre das mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Allerdings kann das Teil besser steuern als jeder (!) erfahrene Segler.
Alle Pinnenpiloten kann man mit ein wenig handwerklichem Geschick mit mehr oder weniger Aufwand selbst einbauen, das ist wirklich kein Hexenwerk... ebenso die hydraulischen Dinger (aber auch hier: die brauchen wir natürlich nicht).
Ich kenne alle genannten Piloten ausser dem TP 32, zusätzlich kenne ich die alten Raytheon ST4000+ und ST6000 Pinnen-/Radpiloten, die waren früher schon gut!
Welchen Du brauchst, Stefan, entzieht sich leider meiner Kenntnis, aber hiermit hast Du ein paar gute Argumente zur Hand.
Grüsserei,
Kai