Liebe Forumsinsassen,
seid mir gegrüsst.
Nach einem Jahr angefüllt mit Neuerungen, steilen Lernkurven, Licht ins dunkle Durcheinander bringen, etlichen Zeitverschwendungen und darauf folgenden kurzen Nächten um die verschwendete Zeit wieder reinzuholen, im Verhältnis zu sonsteso erschröcklich wenigen Segeltagen... und nicht zuletzt der Entwasserung (nicht zu verwechseln mit Entwässerung) von meinem beloved Boot - ja, es steht wieder im Winterlager - kanns ja jetzt ruhig mal wieder mit dem Refit weiter gehen.
Was folgt, ist eine neue Fotolovestory unerahnten Ausmasses. Ick freu myr schon
Aber zunächst möchte ich dem allseits geschätzen Member Chris meinen allerherzlichsten Dank aussprechen... wir kennen uns zwar nicht (allein die geographische Entfernung machte es bislang schwer möglich) aber er hat mich durch seine vorzüglichen Werke mit Computer Aided Design und ebensolcher Machinery bis aufs äusserste inspiriert (wer kennt und schätzt nicht seine 3D-gedruckten Teile für Aussenborder und den vielen weiteren famosen Teilen, die zumindest mich mit demütiger Ehrfurcht vorm Composter haben sitzen und staunen lassen).
DAS wollte ich auch können.
Leider hatte ich davon keine (ich wiederhole: keine!) Ahnung. Nicht den blassesten Schimmer. Und niemanden, der es mir je beibringen könnte.
Also habe ich einfach selbst angefangen und versucht, die gewonnen Erkenntnise so weit wie es nur geht auch und vor allem in meine Firma zu integrieren. Sicherlich gibt es den einen oder die andere, die schon mal irgendwo diese manchmal kleinen und ab und zu grösseren, aber immer schiefen, Gartenhäuser irgendwo gesehen hat, sei es im TV oder im ausgewählten Baumarkt umme Ecke oder sonstewo. Die kommen alle von mir. Für diese Häuser benötige ich CNC-gefräste Teile und als solch ein Benötiger habe ich es mit dritten Personen zu tun, die diese Teile für mich fräsen.
Mit diesen "dritten Personen" war es immer so eine Sache: Änderungen und/oder Neuerungen waren immer schwer zu realisieren, grundsätzlich zum Erbarmen teuer, vor Ort fühlte ich mich mehr wie ein Bittsteller und Zukreuzekriecher als ein Kunde. Ein unhaltbarer Zustand.
Dies und vor allem die Inspiration von Chris haben mich dazu veranlasst, CAD und CNC in diesem Jahr selbst zu lernen und anzuwenden, denn ich habe sofort gewusst: kannst du das selber, hat das weniger mit CNC zu tun, sondern vor allem mit Freiheit. Grossartige Aussichten also.
Chris, Du hast es bisher nicht gewusst, aber Du bist Schuld! Ich kann Dir gar nicht genug danken für Deine Inspiration!!!
Sssso. Genuch gebauchpinselt.
Refit, dritter Teil! Yeehaw!
Den Zwecken meiner Heransgehensweise in der Firma ist es geschuldet, dass ich während der Projektplanung nichts zeichne, sondern ein physisches 1/1 Modell als Prototypen erstelle. Daran kann man grundsätzlich besser Proportion und Wirkung ableiten und auf sich wirken lassen. Dieser Prototyp besteht aus vielen Teilen, die ich später CNC-gefräst benötige. Darum muss ich von den Teilen irgendwie eine dxf-Datei erstellen.
Normal geht das mit einem Digitalisierungstisch (althergebracht) oder mit einer virtuellen Konstruktion via Koordinaten. Das zu lernen hat mich in dem Moment komplett auf ganzer Linie abgeschreckt, als ich ein kleines Windows-Programm kennenlernte, das unter anderem im experimentellen Flugzeugbau eingesetzt wird: man hat also ein Bauteil, fotografiert es vor einer mit Messpunkten bestückten Wand, packt das Foto in einen Composter, definiert Lage und Dicke des Teile anhand der Messpunkte und zeichnet mit vielerlei virtuellen Werkzeugen alle Konturen/Löcher/Nuten nach und hat am Ende - nach erstaunlich kurzer Zeit - eine dxf-Datei, die man in eine CNC-Fräse packt, die daraus einen G-Code generiert und munter drauflos fräst (einfach erklärt, aber genau so schnell gehts).
Und das zeige ich jetzt mal.
Denn ich möchte die Polster der Dinette loswerden. Man sitzt komisch darauf, irgendwann sitzt sich das ganze Zeugs durch und irgendwie möchte man es doch etwas bequemer haben.
Also bin ich mit zwei Holzabschnitten ins Boot, habe darauf ein paar Anzeichnungen gemacht und Konturen aufgezeichnet.
Diese habe ich in der Firma noch etwas verfeinert:
...und an der Wand mit den Messpunkten fixiert und mit einer handelsüblichen aber kalibrierten APSC-Kamera mit 20mm Fixbrennweite abfotografiert:
...ab damit in den Composter und fröhlich die Konturen nachgezichnet und als dxf abgespeichert:
...die dxf-Datei per Estlcam in den G-Code umgewandelt:
und fröhlich von der neuen CNC-Fräse fräsen lassen:
Kann man so machen. Kann man aber auch noch schnell mal zwischendurch verbessern, ohne zu Kreuze kriechen zu müssen (das meinte ich eben u.a. mit Freiheit)...
Was ich mit diesen famosen Teile anstelle...
demnächst in diesem Theater
Liebe Grüsse von
Eurem Kai
PS: man könnte auch Bodenbretter nach Vorlage machen. Oder Regalböden und Seiten. Treppenstufen. Verkleidungen. Oder sogar ein ganzes Schott. Intarsien, Einlegearbeiten oder Spanten für einen Neubau (ich überlege schon
).
Abgefahren...