Hallo zusammen,
frisch aus dem Weihnachtsurlaub an der Nordsee zurück, nerve ich euch heute mit AIS Empfang.
In München habe ich keinerlei AIS Signale und auch am Chiemsee bin ich mir nicht so ganz sicher
ob die Berufsschiffahrt Ausrüstungspflichtig ist. Pläne für AIS-Testsender o.ä. konnte ich im Netz nicht
finden.
Da meine Eltern an der Küste wohnen, habe ich gleich die Chance genutzt und den Plotter eingepackt.
Bei Windstärke 8+ im Hafen von Norddeich konnte ich gemütlich im Auto sitzend endlich den DVBT-Stick
kalibrieren und Signale empfangen.
Reichweitentests habe ich mangels fahrenden Schiffen in Norddeich (könnte an den 8 Beaufort gelegen haben)
dann in Emden am neuen Außendeich gemacht. Mit der Antenne auf dem Autodach konnte ich Schiffe bis
zu vier km entfernt empfangen. Nicht schlecht für einen 12 EUR DVB-T Stick und mitgelieferter Antenne!
Man kann tatsächlich den Stick ohne jedes AIS-Signal kalibrieren. Das funktioniert am einfachsten über
das GSM-Telefonnetz. Einen funktionierenden Handy-Empfang muss man dafür allerdings haben.
Dazu steckt man den DVB-T Stick mit Antenne an und startet OpenPlotter. Man wählt den AIS-Menü Reiter
und deaktiviert ggf. die Erstellung von AIS-Datensätzen:
Als erstes klickt man einmal auf "Kalibrierung". Dadurch wird der DVB-T Stick initialisiert und die Software
spuckt die möglichen Verstärkungseinstellungen aus:
Man kann sich nun einige der möglichen Verstärkungen abschreiben, merken oder nochmal auf Kalibrierung
klicken wenn man die Werte nochmal braucht. Das Fenster kann man ansonsten wieder schließen.
Nun drückt man auf "Feinjustage" und bekommt folgende Anzeige. Hier klickt man auf
"Berechnen" und holt sich einen Kaffee. Das dauert ein wenig.
OpenPlotter sucht nun nach den bekannten GSM-Frequenzen und zeigt die Empfangsstärke der einzelnen
Kanäle an. Die Ausgabe sollte so oder ähnlich aussehen:
Jetzt sucht man nach dem stärksten Kanal. Das ist ein wenig verwirrend, da manchmal auch fünf- oder
sechsstellige Leistungswerte aufgelistet sind. Einfach nach der größten Zahl suchen. Bei mir daheim
ist das Kanal 102:
Nun trägt man den gefundenen Kanal bei Feinjustage ein und drückt den entsprechenden Button daneben.
Ein neues Fenster geht auf und man bestätigt mit dem Druck auf "Berechnen". Das dauert ungefähr eine
Minute. Reicht leider nicht für nen Kaffee.
Die Ausgabe ist nun unsere Empfängerabweichung in PPM:
Diese trägt man nun gerundet in das vorgesehene Feld links ein. Bei mir z.B. 46.
Mit einem Druck auf "Schau hier" öffnet sich ein Fenster mit einem Wasserfall-Diagramm.
Hier wird der Empfänger in schneller Folge in der Frequenz geändert und das empfangene Signal
farbig in der X-Achse dargestellt. Also niedrige Frequenz links und höchste rechts. Die Mittellinie
zeigt den gewählten AIS-Kanal A oder B. Das wird nun ständig wiederholt, wodurch sich ein Bild
wie bei einem Sonargerät oder eben Wasserfall ergibt.
Wenn Ihr AIS-Signale in der Nähe habt, könnt ihr kleine runde Flecken sehen, die sich zyklisch
wiederholen. Auch die Empfangsstärke ist durch die Farbe der Flecken sichtbar. Je mehr in
Richtung gelb und Rot, desto besser.
Leider habe ich dazu keinen Screenshot gemacht. Hier aber ein Bild aus der OpenPlotter
Dokumentation:
Oben haben wir die möglichen Verstärkungseinstellungen für den DVB-T Stick ausgelesen. Ihr könnt
nun diese Werte ausprobieren und den optimalen Empfang ermitteln. Bei mir war das der Wert 24.7.
Je nach Antenne, Kabel usw. kann das durchaus variieren.
Es sollte klar sein, dass die Antenne möglichst weit weg vom Raspberry und anderen Störquellen
stehen sollte. Evtl. ist ein USB-Verlängerungskabel von 0,5 m sinnvoll, damit auch der Empfänger
nicht direkt vom Raspi gestört wird. Eine spezielle AIS-Antenne mit Adapterkabel wäre natürlich
das Beste. Dazu gibt das Netz zahllose Selbstbauanleitungen her. Einfach mal suchen!
Noch zwei kleine Einstellungen, die eigentlich sowieso schon da sein sollten aber manchmal aus
Versehen gelöscht werden. Die Sende- und Empfangsschnittstellen bei OpenPlotter und OpenCPN
müssen stimmen. Hier die Einstellungen:
OpenPlotter:
Und für OpenCPN:
Funktioniert alles? Na dann habt ihr in Zukunft eure "Gegner" auf der Karte:
Ein bisschen durch die Liste klicken macht richtig Spaß. Wo die Dampfer herkommen, Reederei, Name,
Größe, Geschwindigkeit, Kurs - alles da. OpenCPN warnt euch auf Wunsch vor Kollision. Man kann auch
das Tracking für einzelne Schiffe aktivieren und sieht an der Linie den voraussichtlichen Kurs oder ob
der Dampfer den Kurs geändert hat.
Für die Küstensegler ist AIS sicher eine große Hilfe. Die Binnensegler müssen auch nicht traurig sein.
Mit dem Stick kann man ja immer noch Fernsehen...
Viele Grüße,
Christian
PS: ich habe ja bereits herausgefunden, dass der DVB-T Stick ein Direktempfänger von 25 MHz bis 1.8 GHz
ist, der auch Radio, Seefunk, Wettersatelliten, RTTY usw. empfangen kann. Da fällt mir sicher noch
was ein...