Ha!
War die letzten Tage - mit einigen beruflichen Unterbrechungen - segeln.
Von 0 bis 44 kn Wind war alles dabei, habe Grenzen ausgetestet und kann also schon in diesem frühen Stadium ein recht umfangreiches Bild über die Segeleigenschaften der (bzw. meiner) N25 abgeben.
Und auch wenn dies eigentlich ein Refit-Fred ist, so ist es vielleicht für jene interessant, die noch nie Neptun 25 gesegelt sind, aber sich ein Bild machen wollen...
Also, kaum einer weiss, dass die Linien der alten 25 nicht etwa aus der Feder eines hiesigen Konstrukteurs stammen, sondern von einem ebendiesen aus Polen. Den Namen hab ich jetzt leider nicht mehr parat (so etwas hartes, langes können sich wohl nur Frauen merken
), aber die Herkunft verrät uns schon sehr viel über Grundlegendes: die 25KS ist ein ausgesprochenes Leichtwindboot (nebenbei bemerkt kommen aus Polen bekanntermaßen nicht nur die allerbesten Handwerker, sondern, zumindest in den 70er und 80ern, auch hervorragende und sehr eigenständige, vorausdenkende Yachtkonstrukteure. Nicht umsonst ist Polen heute Weltmarktführer im Kleinkreuzersegment).
Sie springt trotz ihrer offensichtlich fülligen Dimensionen und ihres bemerkenswert hohen Gewichts unerahnt schnell an. Wenn man die Augen schliesst und bei ausgesprochen dürftigen Windverhältnissen auf sein Popometer achtet, kann man schon in sehr leichten Böen einen sofortigen Geschwindigkeitszuwachs spüren.
Einen Jollenkreuzer wird sie natürlich nicht abhängen können, aber immerhin. Sie ist jedenfalls kein Floß oder untergegangener Wohnwagen, wie sie gerne mal von vor Unkenntnis strotzenden (und frotzelnden) Kollegen umschrieben wird. Indes, sie kann, wenn man nicht aufpasst, sehr schnell zum Floß werden: sie braucht nicht unbedingt aktiv gesegelt werden, aber sie muss, wenn man nicht stehenbleiben will, aktiv beobachtet werden. Sie reagiert äusserst empfindlich auf Segelstellung und vor allem empfindlich in Hinsicht auf Synchonisierung von Groß- und Vorsegel. Laufende Beobachtung des Windex tut Not!
Zur Info: meine Standardbesegelung besteht aus einem völlig normalen Cross-Cut Groß mit zwei Reffreihen von CO-Segel in guten Zustand, einer riesigen Hartzel-Rollgenua mit biradialem Schnitt (allein von den Ausmassen her würde sowas heute wohl Code 0 heissen) in neuwertigen Zustand und einem historischen (aber lustigen) Blister von Lee in durchaus brauchbarem Zustand.
Das ideale Windstärkenfenster für die ungereffte N25 liegt meiner Meinung nach bei 5-10kn. Man muss nicht sonderlich aufpassen, nur die Windrichtung laufend beachten und dementsprechend seinen Kurs bzw. die Segelstellungen danach ausrichten und hat recht viel Spass an einem locker und leicht auf dem Ruder laufenden Rumpf.
Das Steuerverhalten ändert sich deutlich, fast schon dramatisch, durch den sich veränderten Lateralplan bei eingezogenem sowie komplett gefiertem Schwert. Segelbar (sowie absolut narrensicher) ist sie mit geholtem Schwert: mit einiger Abdrift vor allem Am Wind ist zwar zu rechnen, aber sie benimmt sich vorhersehbar und dreht sich selbst ab einer Krängung von etwa 30° langsam aber sicher, dabei immer kontrollierbar, in den Wind. Man spürt ein wenig Ruderdruck, der sich auch über längere Zeit angenehm anfühlt.
Mit gefiertem Schwert ists ein anderes Boot! Sie läuft stur geradeaus, man kann die Pinne auch gerne mal kurz verlassen um auf dem Vordeck etwas zu klarieren, Gewichtsverlagerungen nach Luv oder Lee führen nicht zu einer selbsttätigen Richtungsänderung (wohl aber schralende Winde) und bei übermäßiger Krängung schiesst sie eben nicht in den Wind, was ich als nicht mehr narrensicher ansehe! Ruderdruck ist auch bei absichtlich herbeigeführter Krängung über 30° nicht existent und die Wirkung desselben ist dabei dann eher träge.
Aber - man kann sie in solchen Situationen hervorragend über die Segel steuern. Nur... macht man das? Hat man dazu die Lust? Ich eher nicht.
Bei allen Windstärken oberhalb Damenbrise (also ab 10kn aufwärts) sollte man aufpassen und schnell zuerst das Vorsegel reffen. Und zwar erheblich. Ansonsten kommt man schnell und immer wieder in diese "über 30°Krängung", deren Auflösung man nicht unterschätzen sollte und schnell reagieren muss.
Ach so, ja, bei Krängung und etwas Welle geht sie eben nicht, wie im Neptunprospekt beschrieben, "so sanft" durch, sondern schlägt manchesmal hart und direkt rein. Knallt dann ganz gut. Ein etwas fülligeres Vorschiff würde seine Wirkung hier wohl nicht verfehlen. Aber is nu mal nich so.
Bei über 25kn Wind wirds anstrengend, denn um einigermassen zu laufen, muss etwas Vorsegel stehenbleiben! Nimmt man es ganz weg, hat man das besagte Floß (natürlich immer von Am Wind bis fast schon Halber Wind ausgehend). Das Großsegel alleine schafft es nicht wirklich, den relativ massigen Rumpf elegant durch den Wind zu schieben. Und so treibt man eher umher als punktgenau segeln zu können.
Die Misere ist: wenn das Vorsegel zumindest so weit ausgerollt ist, dass die Nadel wenigstens wieder über 4kmh steht, sagt einem die deutlich zunehmende Krängung: "Reffen! Und zwar jetzt!"
Abhilfe würde hier sehr wahrscheinlich eine Sturmfock am extra Kutterstag bringen. Hab ich nicht. Aber ganz bestimmt demnächst. Halte ich für sinnvoll.
Nun könnte man auf die Idee kommen und das Groß reffen. Jajaaaa, die Idee hatte ich auch. Aber merkwürdigerweise ists völlig egal, ob das Groß nun gerefft ist oder nicht. So eine seltsame Unempfindlichkeit habe ich bislang auf keinem anderen Boot bemerkt...
Ich habe das Gefühl, dass die N25 in bestimmten Leegerwallsituationen das gänzlich falsche Boot der Wahl wäre. Ohne Schwert hält sich die Krängung in Grenzen, die Abdrift würde einen jedoch immer wieder Richtung Land versetzen. Und nun denken wir uns eine solche Situation vor der Hafeneinfahrt von Vlieland mit ihrem berüchtigten Strom... keine Chance!
Ach so, ja, 44kn war auch kurz. Das Ding war alleine gegenan unsegelbar! Ich hätte zumindest einen Kollegen gebraucht. Wäre das Steinhuder Meer groß genug gewesen, hätte ich leicht vor T&T ablaufen können. Hab dann aber lieber zwei Anker über den Bug verkattet raus und abgewettert. War auch gut.
Meine Gedanken dazu: ich benötige eine Sturmfock und ein abnehmbares Kutterstag, das die Fock näher ans Groß bringt! Und mehr Gewicht unten; denke mittlerweile an mindestens 200kg plus!
Ansonsten: die N25 bringt mit kräftiger Backstagsbrise am meisten Spass. Bei Sonnenschein und auch bei Regen. Es ist ziemlich beeindruckend, wenn sich der Bug etwas aus dem Wasser hebt und das Heck bis zum unteren Ende des Spiegels eintaucht und der GPS-Tacho bei exakt 11,8 kmh stehenbleibt. Man merkt dabei, dass sie noch schneller wollen würde, es aber nicht kann.
Für einen untergegangenen Wohnwagen jedenfalls ganz schön schnell. Hätte ich nicht mit gerechnet.