Wieder mal Fenster

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japatonia

Wieder mal Fenster

Beitrag von japatonia » Di 19. Sep 2006, 22:27

Hallo liebe Forumer,
bin seit ca 1 Jahr im Besitz einer N22 Miglitsch Bj ~71 und bis auf ein paar Dinge sehr zufrieden. Insbesondere endlich ein segelbarer Untersatz der einem auch mit Nachwuchs eine segelreiche Saison ermöglicht.
Leider sind die Fenster z.T. undicht. Ich habe mich diese Saison noch behelfsmäßig mit Silikon über Wasser gehalten damit es nicht gar so naß wird, komme aber um eine "Fensterlösung" nicht herum. Ich weiß, im alten Forum ist zum Thema Fenster alles schon gesagt worden, es ist aber halt nicht mehr verfügbar.
Ich würde am liebsten die Originallösung mit Klemmprofilen beibehalten, habe auch schon mal ein altes Fenster aus- und wieder eingebaut, da ich Ersatzprofile hatte, die dann sich leider als nicht passend erwiesen haben.
Macht es mehr Sinn die alten Fenster als Schablonen zu benutzen und aus einer Acrylplatte neue Fenster auszuschneiden oder ist es gescheiter gleich fertige Fenster zu kaufen? Sind Fensterdicke und Wandstärke bei allen N22 gleich oder bei jedem Exemplar etwas unterschiedlich, d.h. kann ich blind bestellen oder muß ich erst ausbauen, ausmessen und erst dann bestellen.
Bin auch für alternative Lösungsvorschläge dankbar, ich bin vermutlich nicht der einzige mit diesem Problem.
Besten Dank im voraus
Gruß Stephan
Skippy

Beitrag von Skippy » Do 21. Sep 2006, 12:02

Moin Stephan,

weiter unten, unter der Rubrik Neue Fenster, gibt es schon einige Beiträge, die für Dich interessant sein könnten.
jan himp

Neue Fenster mit Gummidichtungen

Beitrag von jan himp » Do 21. Sep 2006, 12:36

Hallo Stephan,

es scheint besser, die Fenster auszubauen und als Schablone zu benutzen. Dann kannst Du auch die Rumpfstärke messen, die oft etwas differiert.

Aufgesetzte Fenster sind billiger, und sehen natürlich hinsichtlich der Linienführung besser aus, sind aber auf Dauer nicht ganz unkritisch.

Hier die Beschreibung meines Abenteuers und danach ein Beitrag eines anderen Verfassers.


Nun ist es vollbracht!

Wie bekannt, sollte alles original sein und der Fenstereinbau mit Gummidichtungen erfolgen.

Der Verfasser, mit den Umständen der CAPUTATSE-Restaurierung im Hinterkopf, hatte die Nacht nicht so gut geschlafen.

Das Ereignis begann mit dem Überraschungsgast Bernard Fust, der aus Bielefeld anreiste, um sich das Elend anzusehen. Wie sich später herausstellte, war seine Anwesenheit dringend erforderlich. Ein Fenster war zu groß und musste mit einer Oberfräse bearbeitet werden, die er zufällig im Auto hatte. So etwas hat ja eigentlich jeder zufällig dabei.

3 Mann sind dringend erforderlich und ein 4. ist für Ausruhen, Handreichungen und Bierholen empfehlenswert.
Einer der Mannschaft muß in der Lage sein, die Truppe moralisch zu formatieren, wenn der Bootseigner frustriert die Brocken hinschmeißen will.

Unser dänischer Segelfreund Eigil griff gleich auf sein Know-How aus seinem früheren Leben zurück und versuchte sich mit einer Einziehleine.
Aber das Fenster einer Neptun ist einfach kleiner, als das eines Reisezugwagens.
Auch das vorherige Einsetzen der Dichtung in den Rumpf, wie bei CAPUTATSE beschrieben, funktionierte nicht, weil wir schon zu viel Glyzerin in der Dichtung hatten, die dann wieder herausrutschte.

Also wurde der Rahmen vorher um die Scheibe gezogen und mit Klebeband fixiert.

Dann kam die eigentliche Arbeit.
Die innere Dichtungslippe mußte von außen hinter die Wand gequält werden, wobei die Scheibe dann manchmal an anderer Stelle wieder einen Ausbruchversuch machte.
An der Stelle hat sich dann einer der Akteure, der die Arbeit an allen 3 Scheiben machte, Blasen an den Händen zugezogen. Jemand im Forum beschrieb ja bereits, seine Hände seien nachher Schrott gewesen.

Das Einziehen des Kederbandes erwies sich dagegen dank des von Jürgen Dähtz überlassenen Einziehwerkzeuges als relativ einfach.

Nettozeit nach Abzug der Experimente mit dem zu großen Fenster, 3 Stunden für 3 Fenster. Damit sind die Zeiten von CAPUTATSE deutlich unterboten. Auf eine N 22 übertragen, wären das also 5 Stunden. Auf- und Abrüstzeiten incl. Wegbringen von leeren Bierflaschen sind enthalten.
Kosten:
Die 3 Scheiben, 6 mm: € 144,83. Viel zu teuer. Gibt es für max.die Hälfte. Die Qualität ist sehr gut. Auch UV-beständig.

10 m Profildichtung von Happich über Laufenburg: € 174,-. Gibt es kaum günstiger, da extra angefertigt. 4 m sind über, 10 m reichen also knapp für eine N 22. Kein störender Drall.

2 Portionen Currywurst mit Frittes.
8 Flaschen Bier.
0,15 l Glycerin.
15 Schmatzriegel, Fabr. Balisto

Ungeklärte Kosten auf der nach oben hin offenen Freibierskala:
Unser Freund Eigil hat frei Saufen für den Rest der Saison.
Hoffentlich nicht aus dem Clubvorrat.

Was man besser machen kann:
Vorher feststellen, ob die neuen Scheiben wirklich die Form des Rumpfausschnittes haben.

Die Gummiprofile für eine dickere Rumpfstärke auswählen.
Im vorliegenden Fall wurde 6/6 verwendet.
Für das vordere Fenster wurde 6/8 bestellt, weil der Rumpf an der Unterkante 7 und oben 10 mm stark ist. Das Fenster war in 20 min drin.

Wenn nicht auf eine so tolle Mannschaft zurückgegriffen werden kann, ist sicher der Einbau von geschraubten Fenstern vorteilhafter und billiger. Vorausgesetzt, es wird großzügig gebohrt und Butylband verwendet. Und natürlich keine Senkschrauben.

Aber wie war das bei Werner? „Oolles oorignioaal!“

Beobachtungen:
Die befürchtete Taschenbildung in den engen Radien der fabrikfrischen Gummiprofile trat nicht auf, oder verschwand nach Einziehen des Kederbandes.

Wohltuend:
Die zahlreichen zeitweise in 4er-Reihe stehenden Besucher aus dem In- und Ausland gaben keine guten Ratschläge.
Der von dem bekannten Regional-TV-Produzenten TEM GmbH gedrehte Dokumentarfilm wird im März als „Wunder der Technik“ bei ARTE zu sehen sein.

An dieser Stelle nochmals mein Dank an alle Beteiligten.

Nerven blank

Rolf aus Ratingen


2. Betrag, Verfasser nicht bekannt:

lo,

habe gerade eine Woche N20 Arbeiten hinter mir. Unter anderem auch die Scheiben. Also:
Original sind die Plexiglas Scheiben mit einem Fenster-Klemmprofil befestigt. Die Maße des bei mir ausgebauten Klemmprofils waren : Nut für die Scheibe: 5 mm; Nut für die Bordwand: 7 mm; Steg zwischen der Scheiben- und der Bordwandnut: 7mm. Ich kann mich nicht dafür verbürgen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dies die Original Scheiben und Dichtungen waren, so gammelig und rottig wie Zeug war.
Dieses Klemmprofil ist aber sehr schwer zu bekommen. Ich bin in Hannover bei der Fa. Franz Seiler fündig geworden. Dort musste ich es aber als Spezialanfertigung bestellen - mit einer Mindestabnahmemenge von 15m (Kosten: 170€ + 30 € Füller). Die Profile haben ein wenig Toleranz (vielleicht 1-2 mm, mehr aber nicht.) Da die Bordwand bei mir stellenweise deutlich dicker als 7mm war (dazu auch später mehr), wäre mir auch eine Profil mit einer Nut von mehr als 7mm lieber gewesen - aber bei der Scheibendicke habe ich keinen Lieferanten gefunden und ich habe ziemlich lange gesucht.
Das Einsetzen der Scheiben erfordert etwas Frustrationstoleranz .

Zuerst muss das Klemmprofil in die Bordwand gesetzt werden. Die Stoßstelle der beiden Dichtungsenden ist oben mittig. Die Profillänge darf keinesfalls zu kurz bemessen werden, da die Stoßstelle dann nicht Dicht wird. Ein Hersteller empfiehlt zur benötigten Profillänge 1% "hinzuzugeben" und dies dann in die Bordwand zu quetschen. Ich fand das ein wenig viel. Die beiden Enden nebeneinander zu bekommen habe ich bei dieser Längenzugabe nicht geschafft, aber als Grundlänge von der man sich sukzessive an das möglich heranarbeitet ist das schon o.k. Meiner Erfahrung nach ist es wichtig, dass die Bordwandnuten nicht mit Spülmittel Vaseline etc. eingeschmiert werden, sonst hält der Kram nämlich nicht in der Bordwand und glitscht immer wieder raus. Noch ein kleiner Tipp: Wenn man das Dichtungsprofil noch oben abknickt spreizt sich automatisch die Nut und das aufbringen der Dichtung auf die Bordwand wird etwas einfacher (die Dichtungen sind arg widerspenstig).

Die Scheibennuten habe ich sehr satt mit eine Spülmittellauge bearbeitet (aber erst nachdem die Dichtung in der Bordwand saß) . Die beiden Seitenscheiben habe ich dann von achtern in das Profil eingeführt und nach vorne geschoben. Mit so einem Teil zum aufziehen von Fahrradreifen kann man die Scheibe dann in den achterlichen Bereich der Dichtung einarbeiten. Auch die Frontscheibe habe ich seitlich eingeschoben. Darauf achten, dass die Scheiben "gerade in der Bordwand ausgerichtet werden.

Die Nut für den Füller muss ebenfalls gut mit Spülmittellauge bearbeitet werden. Zum Einziehen des Füllers benötigt man ein Spezialwerkzeug. Ohne das wird das nix. Gibt es auch bei Seiler oder aber auch bei Ruegg. Meiner Erfahrung nach ist das Einbringen des Füllers am leichtgängigsten, wenn das Werkzeug im 50-70 Grad Winkel zur Bordwand gehalten wird. Durch das Einbringen des Füllers übt man ziemlichen Druck auf die Dichtung aus, die Scheibe wandert ein wenig nach innen und die Nut für das Füllerprofil wird zusammengequetscht und man kommt nicht weiter. Daher ist es sinnvoll, dass einer im Schiff sitzt und die Scheibe beim Einbringen des Füllers etwas nach außen drückt und die Scheibe ausrichtet. Den Füller sollte man nicht sofort bündig abschneiden, da er sich noch etwas in die Dichtung zieht. Daher großzügig abschneiden und einen Tag setzen lassen und erst danach endgültig einpassen.

Etwas Nerven hat mich das BB Fenster gekostet, da hier das Laminat zwischen 7 mm und 1,3 cm dick war. Ich habe zwar das die Scheibe einsetzen können, aber das einbringen des Füllerprofils war unmöglich da sich die Bordwandnut in den dicken Bereichen extrem aufgespreizt hat und die Füllernut extrem zusammenquetschte. Daher bleib hier nur die Lösung das Laminat in den Auflagebereichen der Dichtung auf 7 mm durchgehend abzutragen. Hat aber mit einem Billig-Dremel gut geklappt.

Mein Fazit: Wenn man weiß, wo man die Materialien beziehen kann und auf welche Fallen man achten sollte ist das Einsetzen der Fenster immer noch aufwändig, aber ES SIEHT EINFACH GENIAL AUS. Ich mag diese aufgesetzten Scheiben nicht.

Eine etwas teurere Variante könnte darin bestehen, sich Fenster mit Alurahmen anfertigen zu lassen. Die sehen schick aus und sind m.E. einfach zu verbauen. Ich habe ´mal bei der Fa. Schiffsfenster nach Maß (www.schiffsfenster.de) angefragt. Dort sollte eine Seitenscheibe ca. 225 € kosten, Lieferung innerhalb von 6 - 8 Wochen. Evtl. kannst Du auch einmal bei www.ertec-bootsfenster.de oder Fa. Eltz Berlin Schiffsfenster (030-677670) anfragen.
japatonia

Beitrag von japatonia » Do 28. Sep 2006, 22:08

Das Forum ist doch eine sehr hilfreiche Sache und irgendwie scheinen alle früher oder später die gleichen Tücken zu erleben, insofern ist die Idee eines 'Neptun-Wiki' nur logisch und unterstützenswert.

Danke Rolf für die ausführliche Darstellung, das ist ziemlich genau das was ich wissen wollte.

Werde mich wohl in ähnlicher Weise an die Arbeit machen müssen.

Gruß Stephan
Hartmut

Fenstergummi

Beitrag von Hartmut » Sa 14. Okt 2006, 23:03

Hallo zusammen,
ich habe meine Fenster auch erneuern müssen. Dazu habe ich Klemmprofil von der Firma Stöhrmann aus Lübeck verwendet. Auf Anraten meines Monteurs habe ich ein etwas größeres Profil bestelt Klemmprofil S156 Maß Fenster 7mm, Maß Boot 8mm( noch etwas größer wäre nicht schlecht gewesen !!).Sogar 8m haben in der Länge gereicht, aber min. Der Stoß des Gummis sollte nach Aussage des Profis unten liegen.
Firma Stöhrmann: Tel. 0451 890920 Herr Lange, bzw. dispo.profi@peter-stöhrmann.de
Mein Einbau für 5 Fenster der Neptun 22 5 1/2 Std. ohne alles weitere!! :D
Hartmut
sturmhamster

Fenster

Beitrag von sturmhamster » So 15. Okt 2006, 09:17

Hallo
Fensterprofile und Keeder gibt es in Hamburg bei der Fa.Ruegg,
ebenso Antirutschbelag und Kleber für das Deck.
und sind super freundlich und hifsbereit
/www.ruegg.de
sturmhamster
jan himp

Stoß der Fensterdichtung

Beitrag von jan himp » So 15. Okt 2006, 12:41

Hallo Hartmut,

der Stoß der Dichtung muß oben liegen. Bei Alterung der Dichtung wird wird die Gefahr minimiert, daß Wasser bis in den Innenraum kommt. Wenn also Wasser hinter die Außenlippe läuft, soll es außen stehen bleiben und nicht durch einen evtl.vorhandenen Schlitz nach innen laufen.

Es handelt sich hier um verschüttes Wissen, welches nur noch ältere Karossieriebauer draufhaben.
Ich selbst habe schon Fenster mit Stoß unten gesehen, die eine Werft wieder neu einsetzen mußte.

Gruß

Rolf
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