Honda 5BF - Ganghebel gängig machen

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chrhartz

Honda 5BF - Ganghebel gängig machen

Beitrag von chrhartz » Do 7. Aug 2014, 12:03

Hallo zusammen,

bei meinem Honda geht der Ganghebel extrem schwer, lässt sich praktisch nur
noch mit der Wasserpumpenzange schalten.

Vor- neutral und rückwärts funktionieren und am Getriebe liegt es nicht, das hatte ich schon ab.

Sprüh-Orgien mit WD40 haben nichts gebracht. Ich vermute, dass "irgendwo innen" etwas
schwergängig ist, wo ich mit dem Öl nicht hinkomme.

Der Schaft ist offenbar mit sieben Schrauben von unten, die ich schon gelöst habe und vier
Schrauben von oben befestigt. Und an die komme ich nicht dran, eine sitzt unterm Vergaser,
(ginge vielleicht noch nach Ausbau zu lösen) aber die unterm Zylinder, da bin ich ratlos.

Zumal die Muttern unten durch Einbuchtungen im Alugehäuse gegen Verdrehen gesichert sind...

Hat einer von euch vielleicht einen heißen Tipp, wie ich an das Schaltgestänge herankomme?
Muss wirklich Zylinder samt, naja, allem halt, ausgebaut werden oder bin ich auf dem
falschen Weg?

Viele Grüße,
Christian
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Tommy

Re: Honda 5BF - Ganghebel gängig machen

Beitrag von Tommy » So 10. Aug 2014, 04:56

Hallo Chris,

is ja nervig, dass der Ganghebel immer noch klemmt!
Vielleicht hilft Dir ja dieser alte Forumsbeitrag weiter:

Ich glaube zwar nicht, dass noch mal jemand das selbe Problem haben wird, möchte aber trotzdem berichten woran es gelegen hat. Ich finde es nämlich immer blöd, wenn man bei der Suche nach einer Problemlösung Beiträge findet, die kein "happy end" haben

Die Schaltstange, die vom Kraftkopf zum Getriebe führt, ist zweigeteilt. Das Verbindungsstück ist mit der Kippsperre verbunden. An dieser Stelle war die obere Schaltstange wohl falsch eingesteckt. Ich habe sie herausgezogen, ca. eine viertel Umdrehung gedreht, und wieder eingesetzt. Jetzt kann ich wunderbar in Vor-, Neutral- und Rückwärtsstellung schalten. Es war ziemlich fummelig, da ich dafür Vergaser und andere Teile herausnehmen musste. Bei der ganzen Aktion musste ich feststellen, dass der Motor schon recht verbastelt ist. Ich vermute, er wurde einmal komplett zerlegt, gelackt und dann wieder (falsch) zusammengebaut...

LG Tommy
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chrhartz

Re: Honda 5BF - Ganghebel gängig machen

Beitrag von chrhartz » So 10. Aug 2014, 11:12

Hallo Tommy,

vielen Dank für den Tipp! Ich schätze aber, dass es bei mir die Abwesenheit von Fett ist.

Den Motor habe ich jetzt schon drei Urlaube im Salzwasser gehabt und durch zweimaligen
Impellerdefekt ist er so heiß geworden, dass er von selber die Zündung getrennt hat.

Da kann ich es mir gut vorstellen, dass sich das Fett verdünnisiert hat und nach dem
Winterlager war es dann endgültig aus mit dem leichtgängigen Schalten. Bemerkt habe
ich das natürlich erst im See, vorher stand das Boot wochenlang drei Meter vor der
Werkstatt... *grmpf*

Welchen Motor hast Du denn genau und welche Schrauben hast Du gelöst? Dass der Vergaser
und einiges an Zügen, Stangen etc. weg müssen, ist klar. (Dann kann ich den gleich mal
reinigen)

Sofern ich das richtig gesehen habe, ist eine der vier Schrauben gut zu erreichen, eine
sitzt unter dem Vergaser, eine unter der Zündkerze und die vierte unter dem Zylinder.

Muss der Zylinder ausgebaut werden oder geht es auch so?

Viele Grüße,
Christian
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Tommy

Re: Honda 5BF - Ganghebel gängig machen

Beitrag von Tommy » So 10. Aug 2014, 13:07

Christian, ich habe noch eine Idee:

Hast Du schon versucht die Klemmschraube / Schaltung am Schaft zu lösen?
Wäre m.E. einen Versuch wert und ist wenig Aufwand...
LG
Tommy
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chrhartz

Re: Honda 5BF - Ganghebel gängig machen

Beitrag von chrhartz » So 10. Aug 2014, 14:23

Hallo Tommy,

Du meinst die Klemme zwischen UW-Teil und Schaft, die man lösen
muss, damit man das UW-Teil abziehen kann?

Wenn ja, dann habe ich das bereits probiert. Das Getriebe selber
schaltet so leicht, dass ich die Stange problemlos per Hand bewegen
konnte.

Mir geht es hauptsächlich darum, wie ich an das Innenleben der
Hebelmechanik komme. Also von dem Punkt an, wo die Achse
vom Schalthebel im Gehäuse verschwindet.

Es muss ja eine Umlenkung vorhanden sein, um die Drehbewegung
in die Schubbewegung fürs Getriebe und die Verriegelung für den
Schaft bei Rückwärtsfahrt umzusetzen.

Ich vermute, das wird ein Excenter sein, eine Lochscheibe oder
ein Hebel. Leider finde ich keine Explosions- oder Schnittzeichnung
von dem Motor (oder irgendeinem vergleichbaren).

Viele Grüße,
Christian
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Virus

Re: Honda 5BF - Ganghebel gängig machen

Beitrag von Virus » So 10. Aug 2014, 15:17

Hi,

ich kenne es nur so, dass die Welle einfach gelagert ist, auf der Innenscheite dann, wie du schon vermutest, mit einer Scheibe/einem Hebel, wo die Schaltstange eingehängt ist.
Mit Wärme fließt das Öl leichter, ich würde Rostlöser/Kriechöl/Ballitol nehmen, den Motor legen, an den Welleneingang etwas Öl geben und die das Gehäuse rund um die Welle erhitzen, ein normaler Haushaltsföhn reicht unter Umständen schon. Dann natürlich immer wieder bewegen.

Gruß
Willy
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chrhartz

Re: Honda 5BF - Ganghebel gängig machen

Beitrag von chrhartz » Di 2. Sep 2014, 13:33

Hallo zusammen,

für den geplanten Ostsee-Törn ist das Boot aus dem Wasser. Das ist die Gelegenheit, dass
ich mich endlich um den defekten Seilstarter und den Ganghebel kümmere!

Los gehts. (ein bisschen nervös bin ich ja schon)

- Seilstarter ausbauen, drei Schrauben, kein Problem
- Ladebuchse ausbauen, zwei Schrauben
- Ladegleichrichter ausbauen, eine Schraube
- Spritschlauch vom Benzinfilter abziehen (eingangsseitig!)
- Choke-Zug am Vergaser aushängen
- Gaszugstange abschrauben, eine Schraube
- Alle Bowdenzüge lösen
- Mechanik für Startsperre, Rückfahrsperre und Gassperre ausbauen
- Leitungen für Zündunterbrecher abziehen

Das sieht jetzt so aus:

Bild

Jetzt werden alle neun Schrauben unter dem Motor am Schaft gelöst
und der Kraftkopf abgenommen. Die Öl-Ablasschraube NICHT lösen! :)

Sinnvollerweise legt man ihn genauso, wie man den kompletten AB
auch ins Auto legen würde. Der abgebaute Motor sieht von unten so aus:

Bild

Das Rohr ist das Steigrohr für die Kühlung. Dieses muss später wieder
genau in die Wasserpumpe kommen. Da man das von oben nicht kontrollieren
kann, sollte auf jeden Fall das Schaftunterteil abgenommen werden und
kontrolliert wieder aufgesetzt werden.

Hier sieht man jetzt den offenen Schaft. Ich habe ständig mit Motor-Kaltreiniger
geputzt und insgesamt zwei Rollen Zewa verbraucht. Daher ist alles so schön
sauber:

Bild

Hier sieht man jetzt den Übeltäter. Der Schalthebel betätigt über eine kleine
Umlenkung zwei Schaltstangen, eine fürs Getriebe und eine für die Rückfahr-
sperre. Wie man gut sieht, liegt der ganze Kram mitten im Auspuff und ist
ständig Wasser und Auspuffgasen ausgesetzt.

Wer sich das wohl ausgedacht hat? Der Ganghebel muss ja irgendwann
festsitzen, schmieren geht von außen nicht und das Abnehmen vom Kraftkopf
ist ja wohl nicht Thema der regelmäßigen Wartung???

Bild

Das Lösen des Splints, aufbiegen der Sicherungslaschen und herausnehmen
des Bolzens ist leicht. Ebenso "leicht" ist der Ausbau der Schaltachse. Nach
gut zwei Stunden hin- und herschalten, viel WD40, dem Heißluftföhn und
einem Rohr als Hebelverlängerung geht die Achse endlich raus! :)

Scheißding:

Bild

Mit 400er Schmirgel wurde die Achse gereinigt. Die war lediglich verrußt
und sonstwie verdreckt. Das äußere Nylonlager (10 innen und ca. 15mm außen)
ist noch völlig OK, das innere nicht mehr zu retten.

Bild

Ich habe ein Gleitlager von Igus eingebaut, dass ich von der Lagerung des
Ruders übrig hatte. Leider innen 10 und außen 12 mm. Geschmiert habe
ich mit Vaseline. Meiner Meinung nach ist das alles völlig wurscht, das
gesamte Schaltkonzept ist für den A**** und der Hebel wird früher oder später
wieder festsitzen.

Für den Ausbau des Schalthebels ist es hilfreich, das obere Chassis vom
Schaft zu lösen. Das sind die vier Schrauben, die man nur von oben lösen
kann.

So, alles wieder zusammen. Schaltet butterweich. Man sieht das graue
Igus-Lager zwischen Umlenkung und Gehäuse:

Bild

Ich war kurz davor, die Stange für die Rückfahrsperre herauszunehmen.
Da ich den Motor im Schacht fahre, macht der Auflaufschutz gar keinen
Sinn. Zumal der Propeller hinter dem Kiel gut geschützt ist.

Der Vorteil wäre das leichtere Schalten in den Rückwärtsgang, da keine
Kraft mehr für die Rückfahrsperre benötigt wird. Erstmal habe ich aber
alles original gelassen.

Der Zusammenbau war überraschend einfach. Ein bisschen Muffe hatte ich
ja beim Aufsetzen des Motorblocks wegen der Dichtungen. Ging aber gut.

Nur bei der Mechanik für die ganzen Sperren (Startersperre bei eingelegtem
Gang, Gasssperre bei nicht eingelegtem Gang und Rückfahrsperre) musste
ich ein wenig puzzlen. Natürlich hatte ich vergessen, mir davon Bilder zu machen... :)

Jetzt brummt der Motor wieder schön, der Seilstarter ist überholt und mit
neuen Kunststoffteilen versehen und der Motor startet auf Anhieb.

So schön wie jetzt, hatte er definitiv noch nie geschaltet! :)

Inzwischen kenne ich die gesamte Schaltmechanik sehr gut und kann mir jetzt
auch erklären, weshalb der Schaltmechanismus klemmt, wenn man mal aus
Versehen mit eingelegtem Gang startet.

Die Startsperre bewirkt gemeinsam mit dem Umlenkgetriebe ein Klemmen
des Getriebes, also wenn die Sperrklinke vom Starter einrastet. Da man jetzt
nicht weiter am Starter ziehen kann, lässt sich evtl. das Getriebe nicht mehr
schalten. Eben auch nicht mehr zurück auf Neutral. Das ist mir schon öfter
passiert.

Man muss dann den Motor per Hand etwas drehen, also oben an der Schwung-
scheibe. Dann geht der Gang wieder rein und die Klemmung der Sperrklinke
löst sich auch. Ich bin am überlegen, ob ich die Sperre ausbaue. Oder spricht
ansonsten irgendwas dagegen?

Na dann, viel Spaß beim Nachbauen!
Christian
Zuletzt geändert von chrhartz am Do 1. Jan 1970, 01:00, insgesamt 0-mal geändert.
Grund: 24
Drifter

Re: Honda 5BF - Ganghebel gängig machen

Beitrag von Drifter » Mi 3. Sep 2014, 16:25

Moin Moin

Getreu dem Motto: was nicht da ist kann auch nicht kaputt gehen, habe ich von meinem
Evinrude-Alteisen auch sämtliche Sperren entfernt.
Ich werde schon merken wenn beim Starten der Gashebel auf Vollgas steht oder ein Gang drin ist.
Das Boot läuft ja nicht gleich los wie ein leichtes Gummiboot.
Selbst den Notstopp gibt es nicht mehr. Ist auch blöd wenn der Motor aus geht nur weil ich mal
in der Kajüte verschwinde. Und mal ehrlich: wer bindet sich auf einer Neptun den Notstopp
ums Bein?

Wie du siehst bist du nicht der Erste

LG
Uwe
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Grund: 24
chrhartz

Re: Honda 5BF - Ganghebel gängig machen

Beitrag von chrhartz » Mi 3. Sep 2014, 23:06

Hallo Uwe,

der (Not)-Ausschalter und der Überhitzungsschalter liegen in Reihe.
Von daher kann man bei der Verkabelung keinen Fehler machen.

Aber wie bekommst Du denn den Motor aus, wenn Du den Knopf nicht
drückst? Den Sinn vom Bändchen kann ich auch nicht teilen, außer für
den Sicherheits-TÜV. Macht bei uns aber kaum Sinn?

Ich halte eher die Gas-Sperre im Leerlauf (lwird über den Choke komplett überbrückt)
und die Sperre des Anlassers bei eingeschaltetem Gang für erwähnenswert.

Letztere sorgt definitiv für Hektik, wenn der Gang noch eingelegt war und
man den Motor anlassen möchte, wenn eine Fähre kreuzt. Dann ist ggf. der
gesamte Antrieb verklemmt - völlig sinnlos.

Beim Motor im Schacht sind diese Sicherheitseinrichtungen definitiv
kontraproduktiv.

Ich verstehe die Sicherheitsbedenken, wenn man den Motor an einem Schlaucherl
betreibt. Dann macht alles Sinn. Aber bei der Kielyacht im Schacht sind diese
eindeutig kontraproduktiv.

LG Chris
Zuletzt geändert von chrhartz am Do 1. Jan 1970, 01:00, insgesamt 0-mal geändert.
Grund: 24
Tommy

Re: Honda 5BF - Ganghebel gängig machen

Beitrag von Tommy » Do 4. Sep 2014, 20:16

Hallo Christian,
Deine Ausführungen Haben mich echt beeindruckt!
Ich habe mir die Bilder und den Text archiviert - jetzt habe ich ein Handbuch! :D
Saustark!
Wie wars in der dänischen Südsee?
LG
Tommy
Zuletzt geändert von Tommy am Do 1. Jan 1970, 01:00, insgesamt 0-mal geändert.
Grund: 24
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