Segelbericht von meiner Auszeit

Ihr wart auf großer Fahrt? Ein guter Bericht wird gerne gelesen.
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Scapha

Segelbericht von meiner Auszeit

Beitrag von Scapha » Mo 23. Apr 2018, 09:38

Moin und herzlich Willkommen,
Vorweg: Ich bin kein guter Reiseberichterstatter und bitte daher um Verständnis, aber versprochen ist versprochen.

Ich fange mal so an, 4 Jahre lag mein Boot in Grömitz, jedes Jahr getrailert und immer Daumen gedrückt das es ein guter Sommer wird. Mal ging es gut mal nicht, im Oktober 2011 habe ich mein Boot aufgekrahnt und bin zurück nach Braunschweig gefahren. Bei der Rückfahrt kam mir der gedanke das ich keine Lust mehr hatte und ich mal ein neues Revier suchen sollte, Istrien.... warum nicht ?
Schönes Revier, kannte ich noch vom Motorradfahren als es noch Jugoslawien hieß.
Im Winter habe ich mein Boot noch mal richtig flott gemacht, denn mal so schnell gen Süden fahren und ein wenig dran schrauben lag ja nicht mehr drin.
Im April 2012 bin ich mit meiner Lebensgefährtin für 10 Tage nach Mallorca geflogen, haben uns dort ein Auto gemietet und sind kreuz und quer über die Insel gefahren.
Schöne Insel dachte ich, und warum den nicht Mallorca......statt Istrien. Nur hintrailern mit Fähre und so, nunja.
Zurück in der Heimat dann die Entscheidung per Segeltörn ins Mittelmeer, Boot war startklar und ich hatte auch die Zeit zum segeln ( das mit der Zeit erzähle ich später )
Startpunkt sollte Juni werden, also noch Papierseekarten von der Route besorgen, Hausarzttermin machen wegen Körpercheck und Bordapotheke, Kauleiste vom Zahnarzt checken und Provianteinkauf.
Meine Idee war ganz schnell von Cuxhafen durch den Ärmelanal über die Biskaya ins Mittelmeer, aber es sollte anders kommen.
Navigieren wollte ich mit Navionics auf mein Tablet , aber verlassen wollte ich mich nicht auf die Elektronik, denn zur guten Seemannschaft gehören nun mal die guten alten Papierseekarten.
Am 22.06.12 ging es Richtung Cuxhafen, gegen 13:00 war ich am Hafen zum krahnen und Mast stellen. Termin hatte ich schon im vorraus gemacht und den zum Trailerverkauf einen Tag später auch.
Nach den krahnen habe ich mich zum Liegeplatz in der City Marina verholt und den Proviant gebunkert. Erstes Pech: Einer meiner Sehbrillen war verschwunden, das fängt ja gut an, dachte ich.
Mit den netten Hafenmeister hatte ich einen angenehmen Klönschnack, als Tipp sagte er zu mir: Halte dich von den Tonnen fern, klar dachte ich küssen will ich sie nicht.
Ach ja, mein Zugauto habe ich auch noch 2 Tage später verkauft, brauchte ich nicht mehr.

Nun weiss ja noch jeder von euch wie der Sommer 2012 war, Regen und Wind, ich verbrachte also noch ein paar Tage in Cuxhafen um günstigen Wind abzuwarten.
Am 2.07.12 ging es endlich mit den ablaufenden Wasser ( war vorher noch nie im Tidengewässer gesegelt, nur theoretisch, sollte noch spannend werden ) los, das war Nachmittags und ich plante schon die erste Nachtfahrt ein. Ich wollte flott raus aus den Fahrwasser und an den Friesischen Insel vorbei.
Es wurde dunkel, also Posilichter an. Mist...Bugkorblichter Stb. Bb. leuchten nicht. Hatte ich doch alles überprüft, halb so schlimm noch mal aufs Tablet geschaut wo ich bin und ein Rundumblick alles klaro, runter zum Kartentisch dort liegen die Ersatzlampen. Plötzlich ein Knall der durch Mark und Bein ging, erster Gedanke, aufgelaufen...kann nicht sein, mit Schrecken in den Adern hoch aufs Deck und siehe da... eine unbeleuchtete Tonne die noch wackelte. Bin sofort zum Bug um nach den Schaden zu schauen, puh.... nur ein Kratzer oberhalb der Wasserlinie. Nochmals runter um nach Wassereinbruch zu schauen....alles trocken. Die Neptun ist halt doch ein Panzerschiff.
Das fängt ja bestens an, erst Brille wech, dann Tonne geküsst, was sagte der Hafenmeister ?!
Nachdem mein Puls wieder auf normal war, setzte ich die Segel und glitt sachte durch die Nacht. Habe kein Auge zugemacht und bei Sonnenaufgang war ich voll im Element.
Am Nachmittag habe ich dann auf Langeoog festgemacht und mir den Schaden genauer angesehen, musste nur neu gespachtelt werden und ein wenig Farbe drauf. Dann in die Koje und pennen.
Am nächsten Tag gings weiter und legte abends auf Vlieland an.
Deutschland Tschüss, Moin Holland.

Nächster Teilabschnitt folgt.
Bis denne
Udo
Zuletzt geändert von Scapha am Do 1. Jan 1970, 01:00, insgesamt 0-mal geändert.
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