Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Seemannsgarn oder neudeutsch "Smalltalk"
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Virus

Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von Virus » Sa 26. Feb 2022, 13:07

Moin,

es ist zwar noch etwas hin aber ich grüble grad darüber nach wie man es handhabt wenn man allein unterwegs ist. Mein Gedanke ist der dass ich einige Tage vor meiner Frau, wenn diese daheim noch die Enkelin stundenweise hüten muss, (Urlaub der Tagesmutter) schon mal mit der Neptun nach Friesland fahre.
Aufrüsten ist kein Problem, den Mast habe ich hier vor unseren Garagen schon mehrfach allein gestellt und gelegt. Nur in den Warteräumen vor Brücken* und beim Anlegen in Schleusen stelle ich es mir etwas komplizierter vor als zu zweit, vor allem bei Wind.
*Vom Sloter Meer aus ist es ja in beiden Richtungen, Woudsend/Sloten vor den Brücken recht eng und wenn dann noch diese nicht mitdenkenden Kapitäne mit ihren großen Bugstrahlkästen zwischen die Wartenden fahren, ist mit der Neptun schwer nicht irgendwo anzustoßen, weil man ja nur mit Schraube und Ruder voraus fahrend einigermaßen die Position halten kann.

Bei freier Fahrt nutze ich dann nur die Fock oder Genua, die kann ich ja vom Cockpit aus gut bedienen denn wenn wer schneller ist, stört es mich nicht.

Wäre schön wenn die Einzelfahrer mal erzählen könnten :Sail:

Gruß
Willy
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Jochen
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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von Jochen » Sa 26. Feb 2022, 13:25

Moin Willy,

wenn man allein unterwegs ist ist das natürlich alles etwas komplizierter.
Ich habe mir vor einigen Jahren ein Trainingsprogramm zurecht gelegt.
Das halten auf einer Position kann man z.B. im Sloter mehr wunderbar üben an einer der Schnellstrecken Tonnen.
Halte mal den Dampfer 10 min an so einer Tonne mit möglichst gleichen Abstand, und das bei unterschiedlichen Windverhältnissen. Wenn Dir das nach reichlicher Übung gelingt macht die das Brücken warten nicht mehr so viel.
Am Markritte Liegeplatz links unserer Hafenausfahrt am westufer kann man wunderbar an und ablegen alleine üben.
Wichtig ist dabei ein Mittel Festmacher, den Du dir nach achtern in das Cockpit legst.
Wir haben ja den Vorteil das unsere Boot nicht so schwer sind das man sie nicht halten kann wenn man anlegt.
Aber üben muss man das schon, und den Wind beachten.
Grüße aus Bocholt von der Hoppetosse. Neptun 22 M KS Baujahr 1972 SNr.1652 6PS Honda Liegeplatz: Jachthaven Lutz Balk NL Fryeslan Verein: BOH YC Wir segeln Bundesliga.
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outdoor
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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von outdoor » Sa 26. Feb 2022, 14:33

Moin

alles kein Problem , bin oft Einhand unterwegs.
bei Brücken und Schleusen entweder irgendwo längsseits (am Besten an der Luvseite) festmachen oder wenn möglich mit dem Heck in den Wind und warten - dann brauchst Du nur noch etwas Gas vor- bzw. zurück geben, das Boot bleibt aber in der Spur,
die Brücken/Schleusen funke ich immer aus der Plicht der handpuste an, das geht wesentlich einfacher als an die Taste ranfahren

zur Not kannst Du aber auch ein paar "Ehrenrunden" vor Brücken/Schleusen drehen
alles kein Problem

das einzige wo man als Skipper eigentlich überall gleichzeitig sein müsste bei Einhand ist das Einholen vom Anker, das ist ggf. etwas tricki
alles andere geht super mit Geduld/Ruhe und wenn Du Dir vorher in Gedanken die Optionen durchgehst

Segeln nur mit vorsegel ist aber nur unter bestimmten Voraussetzungen ratsam - leegierig

Wieso nicht mit beiden Segeln dann kannst du austrimmen, auf den Seen ist doch genug Platz, fahr aufs tjeukemeer da kannst. Du den ganzen Tag Kreise drehen

Tipp anlegen: neben Mittelklampe auch Mal mit dem Heck voran in eine Lücke an den in die Achterspring gemütlich eindampfen - geht ganz entspannt

Überleg einfach wie der Wind steht bzw. Der Kutter sich bewegen wird und du dann mit Hilfe der Leinen Entgegenarbeiten kannst, d.h. die Leinen sind immer so einzusetzen dass sie den Windkräften entgegenwirken, das ist alles


fair winds
Norbert
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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von THM » Sa 26. Feb 2022, 18:20

Virus hat geschrieben: Sa 26. Feb 2022, 13:07 Wäre schön wenn die Einzelfahrer mal erzählen könnten :Sail:
Na, da fühle ich mich doch auch angesprochen :Cool: . Beim Warten vor Brücken oder Schleusen ist ja schon alles gesagt worden. Einfach aufstoppen, der Bug wird vom Wind dann nach Lee gedrückt und wenn man zu weit abtreibt, Motor im Leerlauf rückwärts laufen lassen. Je nach Windstärke steht man dann schon auf der Stelle oder muss ab und zu mal auskuppeln.

Schleusen habe ich in meinem Revier nicht, da kann ich nur Theorie anbringen. Es gibt ja auch unterschiedliche Bauarten (Schwimmpoller, Schwimmstege oder feste Poller, wo Leinen umgelegt werden müssen). Bei Schwimmpollern und Schwimmstegen ist es wie beim seitwärts Anlegen, da würde ich einfach die nicht vorhandene Mittelklampe (eine kurze Leine am Pütting) verwenden. Bei Schwimmsteg würde ich Vor- und Achterleine zum Hauptwant legen und nach dem Aufstoppen mit beiden Leinen in der Hand übersteigen. Dann kannst Du in Ruhe beide Leinen vom Steg aus belegen. Eine Schleuse mit festen Pollern, wo Leinen umgelegt werden müssen, würde ich meiden bzw. stelle ich mir Einhand stressig vor.

Eine große Erleichterung beim Segeln ist ein Pinnenpilot, der kann einfach mal zwischendurch das Ruder übernehmen wenn das Revier es gerade zulässt. z.B. den Bug im Wind halten, während Du das Großsegel setzt. Das Sahnehäubchen ist dann die Funkfernsteuerung für den Pinnenpilot, die ermöglicht Kurskorrekturen während Du auf dem Vorschiff turnst. Der andere Anwendungsfall ist das kleine oder große Geschäft unterwegs, das lässt sich zwar auch durch Beiliegen erledigen aber mit Pinnenpilot ist es einfach entspannter.

Anlegen in der Box (Heckdalben) läuft mit meiner 25er ebenfalls entspannt. Dazu führe ich die Heckleinen vom Cockpit über die Winschen, unter der Reling durch und lege die vorbereiteten Augen auf das Schiebeluk. Beim Einfahren peile ich den Luvdalben an und stoppe, wenn der Dalben die Wanten passiert. Dann werfe ich das Auge über den Luvdalben. Bei wenig Wind kann ich dann auch noch das Boot vom Dalben wegdrücken und gleich den Leedalben belegen. Wenn etwas mehr Seitenwind weht, pendel ich das Boot mit der Maschine erst einmal aus. Dazu nehme ich die Pinne zwischen die Beine und habe dann die Hände frei für die Heckleine und den Gashebel. Wenn beide Heckleinen fest sind, schiebt mich der Motor schön in die Box und durch Fieren der Heckleinen und das Ruder läßt sich der Bug zentimetergenau dirigieren. Liegt das Boot dann komplett in der Box werden die Heckleinen an den Klampen auf dem Cockpitsüllrand provisorisch belegt das Ruder in Mittelstellung blockiert während der Motor weiter das Boot stabilisiert. Dann kann ich in Ruhe die Vorleinen belegen. Danach Motor aus, Heckleinen endgültig auf die Achterklampen belegen und Bier aufmachen.

Gruß
Thomas
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Virus

Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von Virus » Sa 26. Feb 2022, 19:02

Erstmal besten Dank für die Tipps!

Warten vor Brücken oder Schleusen klappt ganz gut, nur wenn da so ein Stahlklotz dicht ran kommt, die von hinten dicht auflaufen und an der anderen Seite das Ufer näher kommt, ist es schon nützlich wenn da eine zweite Hand ist die mal zugreift und uns am Bug vom Stahlklotz frei oder fest hält.
Wie geschrieben, solche Brücken wie Sloten und Woudsend beispielsweise, ist mehr Raum dass man zur Not mal einen Kreis drehen kann, ist es kein Problem.

Anlegen längs und in der Box werde ich dann entsprechend üben, bisher war immer meine Frau dabei und daran dass jemand am Bug steht, gewöhnt man sich natürlich. Zwischen den Dalben den Motor laufen lassen? Da ist ziemlich Zug drauf, selbst wenn er im Standgas pröttelt, könnte aber eventuell mit dem kleinen Honda 2.3 rein manövrieren, den kann ich viel weiter runter regeln, was die Leistung angeht.

Mit der Fock/Genua allein komme ich ganz gut klar, bin ich auch gewohnt weil meine Frau es lieber ruhig und aufrecht mag, viel schneller wird die Neptun mit Groß eh nicht und für hart am Wind habe ich ja noch den Diesel :tone: , sportlichen Ehrgeiz habe ich allerdings nicht mehr.

Gruß
Willy
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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von outdoor » Sa 26. Feb 2022, 19:40

ich habe immer 2 Leinen mit doppelter Bootslänge an Bord

Anlegen in die Box: generell gilt -> Motor erst aus wenn alle Leinen belegt sind
und lamgsam ist meist schnell genug

ich lege ganz gerne mit dem Heck an, vor allem wenn ich im Hafen bunkern will
hier bieten sich 2 Varianten an:
a) Du nimmst Du beiden langen Leinen und belegst die auf den Winschklampen und vlt. auch noch einmal um die Winsch aber so das sie lose gefahren werden kann, beim Einfahren in die Box wirfst Du erst die Leine in Luv und dann in Lee über den Dalben (da Du ja mit dem Heck Dich möglichst nah an den Luv-Dalben hältst) der Gang ist nur eingekoppelt , die Schraube dreht und zieht Dich in die Box über die Leinen kannst Du per Dichtholen noch die Richtung korrigieren, ausserdem läufst Du hierbei nicht Gefahr mit zuviel Speed auf den Steg zu krachen, ab Mitte der Box Gang raus , Heckleinen ausbringen festmachen , anschliessend in Ruhe die Leinen in Ruhe alle richtig belegen - kann ja nix mehr passieren Boot ist fix, Motor aus
b) Du führst die langen Leinen vom Bug aus über die Dalben, damit der Luv-Dalben aber Dein Drehpunkt bleibt, musst Du diese Leine ins Cockpit führen und am Besten einmal über die Winsch, so dass sie lose gefahren werden kann, Nachteil hierbei ist, dass Du über diese Vorleinen nichts steuen kannst (also z.B. Aufstoppen) die Luvleine verhindert nur das Vertreiben nach Lee

Vorwärts in die Box wäre wie Tom beschrieben hat, finde ich gerade einhand aber unpraktischer, da man zum Festmachen am Steg auf Vorschiff rennen muss

noch eins zu den Schleusen: Deine Bedenken gerade bei den Binnenschleusen sind unbegründet, das ist bei allen einfach längsseits ranfahren, die meisten (z.B. Stavoren neue Schleuse) haben Schwimmstege , in Lemmer die große Schleuse musst Du aufpassen, da ist auf Wasserleine irgendeine Metalleiste oder ähnliches,
mach es Dir hier einfach, indem Du - falls vorhanden - die Mittelklampe nutzt und von dort die Leine ins Cockpit führst, am besten mit der Heckklampe zuerst festmachen um überdiese auch aufzusoppen und Ruder zum Steg/Schleusenmauer legen und V-Gang eingekoppelt lassen, so dampfst Du in die Heckleine ein und kannst in Ruhe Deine vorderliche Leine belegen
Tipp: beim Belegen keine neuen Wurftechniken anwenden (man sieht die skurilsten akrobatischen Techniken zum Belegen der Poller, sondern mach es Dir eifnach mit dem Bootshaken

wie gesagt, alles easy

Seeschleuse ist ein wenig tricki, da Du im Becken richtig dampf hast und meist wegen dem Tidenhub umlegen musst, aber gehe mal davon aus, dass Du nicht vor hast buten zu segeln
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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von Virus » Sa 26. Feb 2022, 22:23

Hi,

die neue Schleuse in Stavoren kenne ich noch nicht, die große in Lemmer schon, da kann ich aber durch den Ort fahren, die alte Schleuse finde ich angenehmer aber allzu weit werde ich in drei oder vier Tagen eh nicht kommen, muss meine Gattin ja aufnehmen. Wenn sie gebracht wird ist es egal wo, kommt sie mit ihrem Auto dann muss ich zurück nach Balk.
Denke dass ich in Lemmer aufs IM gehe, Workum oder besser Stavoren, (keine Brücken) wieder rein und dann mit dem meist vorherrschendem Westwind wieder Richtung Balk, natürlich mit Übernachtung in Stavoren.

Willy
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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von outdoor » Sa 26. Feb 2022, 23:06

Zwischen staviren und der Flüssen ist doch eine Brücke bei esrns
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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von Virus » Sa 26. Feb 2022, 23:38

outdoor hat geschrieben: Sa 26. Feb 2022, 23:06 Zwischen staviren und der Flüssen ist doch eine Brücke bei esrns
Ja stimmt aber bis Woudsend nur eine und da ist genug Platz.

Gruß
Willy
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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von landi » So 27. Feb 2022, 08:49

Virus hat geschrieben: Sa 26. Feb 2022, 19:02 Zwischen den Dalben den Motor laufen lassen? Da ist ziemlich Zug drauf, selbst wenn er im Standgas pröttelt, könnte aber eventuell mit dem kleinen Honda 2.3 rein manövrieren, den kann ich viel weiter runter regeln, was die Leistung angeht.
Hallo Willy,

mein 2Zyl 10PS Diesel mit Klapppropeller hat im Standgas bereits mächtig Dampf, halten geht aber gerade so. Mir fehlt es im ganzen Ablauf an Übung. Dieses Jahr werde ich das Manöver in der Einführungsrunde und vor dem Start des Törns üben. Mit entsprechender Übung ist die Beschreibung von Thomas durchaus praktikabel, auch am Fingersteg.

Ein Erweiterung dieser Variante wäre die Nutzung der Sorgleine, sofern eine Sorgleine vorhanden. Ich gehe davon aus, daß sich hierzu Harald noch äußern wird.

Gruss, Jürgen
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Ole aus HB
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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von Ole aus HB » So 27. Feb 2022, 10:19

Moin zusammen!

Sehr schönes Thema und viele gute Tipps!
Als ewiger Einhandsegler habe ich mein Lehrgeld bezahlt und im Grunde bleibt das Anlegen immer spannend. Besonders in unbekannten Häfen / Schleusen.
Für mich bleibt das solo Einfahren in eine Box so ziemlich das schwierigste Manöver, weil da einfach am meisten schief gehen kann. Dalben nicht getroffen, schon dreht der Bug weg und man hat verloren!
Aber in der Ruhe liegt die Kraft. Wenn eine Scheuerleiste vorhanden ist, sollte man sich nicht scheuen, diese zu nutzen. Dann kann man sich beispielsweise an einen Dalben legen und je nach Wind ganz in Ruhe schauen, wie man sich mit Hilfe von Leinen und Maschine (rückwätrs) in die Box verholt. (Bei Flaute werden die Zaungäste schmunzeln, aber bei ordentlich Wind ist es so am sichersten.)
Längsseits festmachen (Steg, Schleusenkammer, etc.) klappte mit meiner 22er am besten, wenn ich in die Achterleine eingedampft bin (wurde von outdoor bereits beschrieben). Super entspannt, weil man das Cockpit nicht verlassen muss und das Boot permanent kontrolliert. Einmal ausgerichtet (Pinne arretiert), hat man alle Zeit der Welt für Vorleine und Achterspring.
Um nicht von Ringen statt Pollern überrascht zu werden, habe ich mir einen handlichen Edelstahlhaken zugelegt, an den ich eine extra Öse angeschweißt habe. Nun kann ich diesen "Leinenhaken" per Bootshaken dirigieren und bspw. vom Cockpit aus in einen Ring auf dem Schwimmsteg einhängen.

Beste Grüße,
Ole
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Ole aus HB
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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von Ole aus HB » So 27. Feb 2022, 10:54

Gerade schießt mir noch eine Idee in den Sinn und ich bin mal gespannt, was ihr darüber denkt:

Könnte man nicht analog dem römisch-katholischen Manöver in die Box einfahren?
Also rückwärts rein, aufstoppen, Heckleine(n) belegen, Maschine voraus, eindampfen und dann in Ruhe die Vorleinen an den Dalben belegen. Falls die Box zu lang ist, kann man kontrolliert (Maschine, Heckleinen) zu den Dalben verholen.

Was denkt ihr über das Manöver?


Was ich bei stärkerem Seitenwind auch schon gesehen habe:
Vorwärts in die Box und erstmal an das Boot in Lee "anlehnen" oder vielleicht besser (?) am Luvboot festhalten. Fender sind sowieso vorher ausgebracht, weil unsere schmalen Boote beim Passieren der Dalben damit keine Probleme haben dürften.

Ich denke, gute Seemannschaft ist, wenn man sicher ans Ziel kommt und nichts kaputt geht. Was denkt ihr?


Gefährlich wird es meist ja gerade durch das Aufstoppen auf Höhe der Dalben, wenn der Seitenwind den Bug wegdrücken kann. Da spielt es auch keine Rolle, ob man vorwärts oder rückwärts einfährt.

Ole
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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von Virus » So 27. Feb 2022, 11:43

Mit dem Gashebel nahe am Lenkrad, ie beim Motorboot oder einem Gashebel an der Pinne wäre es etwas einfacher aber der Knüppel unten im Fußraum bedingt die Bedienung mit dem Fuß, was ich mir angewöhnt habe, oder abzutauchen und die Szene kurz aus den Augen zu verlieren.
Problematisch wird es wenn Platzmangel herrscht, mit genügend Raum um achteraus Ruderwirkung zu erzielen ist es relativ einfach in eine Box zu kommen, doch der kleinste Seitenwind vertreibt den Bug und es drück das Boot gegen ein dort befindliches Hindernis.


Eine Scheuerleiste hat unsere Neptun leider nicht, die fand ich bei den anderen Booten immer recht nützlich. Fender ausbringen ist auch immer so eine Sache, er schützt die Boote, kann aber an einer Dalbe hängen bleiben. Ich habe die Dinge, je nach Box, immer parat liegen und befördere sie per Fußtritt vom Deck.

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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von outdoor » So 27. Feb 2022, 12:03

Deswegen ist langsam eben schnell

Willy, das ist alles kein Hexenwerk
Mit Ruhe und ein wenig überlegen vorher wie die Kräfte wirken ist das entspannt zu machen

Du wirst den einhand Törn genießen und vlt. Auch öfters machen wollen
, doch der kleinste Seitenwind vertreibt den Bug und es drück das Boot gegen ein dort befindliches Hindernis.
nochmal langsam mit Mitdenken:
- Vorleine an Luvseite in die Plicht
- mit Heckluvseite den Luvdalben ansteuern
- Vorleine im Luvdalben legen (und ggf. einen Törn um die Winsch)
- beim Einfahren in die Box drückt der Wind jetzt ganz gemeidig Deinen Bug rum (er unterstützt Dich beim Anlegen in die Box)
- ggf. kurz Aufstoppen mit Motor oder per Dichtholen der Vorleine (ich machs per Motor)
- Heckluvleine festmachen
- restliche Festmacher belegen
hierbei hält die Luvvorleine über den Luvdalben Deinen Kutter und er vertreibt nicht

alternativ könntest Du das Ganze auch andersherum machen:
- den Leedalben anfahren mit der Mittelleine oder Heckleine um den Leedalben und Dich unter Motor um den Dalben ziehen, hierbei arbeitest Du allerdings die ganze Zeit gegen den Wind, und ich habe mit verschiedenen Booten die Erfahrung gemacht, dass es schwierig ist den Bug dann gegen den Wind in die Box zu bekommen

noch eins zum Ablegen:
wenn ich beim Ablegen Seitenwind habe und es die Boxengasse zulässt, dann lass ich vom Wind den Bug beim Ausfahren aus der Box nach Lee vertreiben und wenn ich mt dem Boot in der Boxengasse grade bin fahre ich rückwärts gegen den Wind raus, also möglcihst die Kräfte nutzen
dagegen Arbeiten macht müde,
beim Rückwärts fahren am Besten sich auch entsprechend hinstellen (also in Fahrtrichtung) das erleichtert das Steuern
beim Rückwärtsfahren gegen den Wind bleibt Dein Kutter auf Kurs

wenn's bei uns im Tidenrevier mit Wind funktioniert, sollte es Binnen kein Problem sein
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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von harry01 » So 27. Feb 2022, 13:13

Hallo Willy.

Wenn ich dazu auch etwas beitragen sollte.
Ich fahre seit 10 Jahren eine Neptun 27 Einhand.
Yamaha 8 PS im Schacht.
Ich bediene den Gashebel auch häufig mit dem Fuß.

Meine Taktik beim Anlegen mit Pfählen ist folgende.

Heckleinen auf Schlinge abgelängt und befestigt.
Einfahren in die Box und beide Heckleinen über die Pfähle.
Dann mit Standgas und Ruder das Schiff mittig halten und die Leinen beidseitig nachgeben
bis das Schiff in der Box steht. Nun Vorleinen ausbringen und dann Maschine aus und alle
Leinen korrigieren damit alles richtig liegt.

Wenn eine Sorgleine vorhanden ist dann benutze ich bei Seitenwind diese auf der Luvseite mit.
Dazu habe ich eine Leine von der Plicht nach vorn zum Bug, durch die Festmacherführung nach
Aussenbords und aussen zurück. Da ist ein großer Karabinerhaken dran.
Den hänge ich dann in die Sorgleine und ziehe Ihn zum Bug. Gleichzeitig den Heckpfahl belegen.
Nun kann Korrigiert werden und es ist genug Zeit alles auszurichten und festzumachen.
Beim Ablegen diese Leine ohne Karabiner um die Sorgleine und innen wieder zurück zwecks führung des Bugs legen.
Musst Du aber fix einhohlen wenn Du aus der Box bist damit sie nicht in die Schraube kommt.

Zum Anlegen mit Heckboje ( was ich gar nicht mag ) habe ich von
https://www.compass24.de/ausruestung/an ... binerhaken
Die Halterung an meinem Bootshaken geschraubt und ich erreiche die Ringe an der Boje gut.

Jetzt zu den Schleußen.
Davon habe ich jedes Jahr auf der Abschlußfahrt 12 Stück.
Mein Mast liegt da auf der Backbordseit, so das ich nur Steuerbord festmachen kann.
Ich fahre dann immer so ein das ich Steuerbords anlegen kann.
Entweder mit dem Skipper vor mir absprechen oder eben eine Schleußung abwarten und dann als erster einfahren. Wenn ich abdrehe und dem Skipper hinter mir sage er soll vorziehen hat sich noch keiner beschwert.
Zum festmachen in der Schleuße.
Fahre langsam an die Schleußenwand und Stoppe auf.
Dann habe ich eine Leine in Höhe der Wanten ( habe keine Mittelklampe ) nach aussebords.
Die lege ich über den Poller oder um die Stange und wieder nach innen zur Plicht.
Dazu nutze ich die Wantenpüttinge.
Damit ist das Schiff grob fest, aber nun noch schnell mit den Bootshaken das Heck ranziehen
und mit einer Leine befestigen. Beide Leinen liegen auf Slip.
Damit ist erst mal fest. Beide Leineneden führe ich aus der Hand und kann somit vor und zurück laufen und die Leinen umhängen wenn es nötig ist.
Was ich nicht mehr mache.
Ich fahre nicht mehr in eine Schleuße wo beide Seiten voll sind, und ich in die Mitte zwischen die Boote fahren muss.
Dazu habe ich zu schlechte Erfahrungen mit den Freizeitskippern gemacht die ohne Führerschein unterwegs sein dürfen.

Aber es macht jeder sein eigenen Erfahrungen und eignet sich das für sein Boot am besten geeignete Manöver an.
Gruß Harald
Grüße auch an THM und Landi
" Mia " : Neptun 27 FK / Dinett 8 PS AB im Schacht
Bingum12
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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von Bingum12 » So 27. Feb 2022, 21:31

Moin Willy,

ich kann Deine Sorgen/Ängste gut verstehen/nachvollziehen.

In der Theorie ist alles zu erklären.

Aber, eine kräftige Böe im falschen Moment von der falschen Seite und schon sind die Schwierigkeiten vorhanden.

Tipp:

https://jachthavensblauwestad.nl/jachth ... n-midwolda

Über die A 31 ist es von Unna aus wohl nur wenig weiter als nach Friesland.

Du brauchst dann nicht durch irgendwelche Schleusen zu fahren.

Die Marina ist relativ schwach belegt und entsprechend mehr Platz hat man dort zum Rangieren.

Ich wohne nur ca. 30 Autominuten entfernt und könnte Dir auch helfen.

Das Umfeld, wie die Gemeinde Oldambt, die Nähe zu Winschoten und auch die Nähe zu Leer, wird Deine Frau sicherlich auch begrüßen.

Stefan
Virus

Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von Virus » So 27. Feb 2022, 22:48

Naja,

der Begriff "Ängste" ist falsch gewählt, ich mache mir lediglich Gedanken wie man es am einfachsten bewerkstelligt wenn man allein und bei etwas mehr Wind am besten anlegt. Hätte ich Ängste dann bliebe ich an Land und würde mit dem Auto umherfahren.

Wir haben schon etliche Schleusen befahren, sind ja schon eine Weile in Friesland unterwegs. In den Randmeeren mit Kraut in der Schraube bei tüchtig Rückenwind auf eine geschlossene Brücke zu getrieben, bei 7-8 in Böen 9 Windstärken vor der Brücke ins Ketelmeer gewartet weil wir nicht wussten ob wie unter dem geschlossenen Teil durch passten, mussten aus Boxen wieder raus weil diese für 15m Boote waren und unsere Heckleinen nicht reichten.

Ich habe keine Probleme damit mir die Box erst vom Steg aus anzusehen oder eine oder zwei Runden zu drehen ehe ich einfahre.

Habe ja nun einige gute Tipps bekommen und gehe die gedanklich mal durch.



Gruß
Willy
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PEANUTS
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Re: Allein mit der Neptun unterwegs sein.

Beitrag von PEANUTS » Mi 2. Mär 2022, 19:00

Die vielen und guten Tips hat Duncan Wells in seinem Buch *Stressfrei Segel* (DK-Verlag) sehr gut zusammengefasst und bebildert. Die QR-Codes leiten außerdem an vielen Stelle zu kleinen, hilfreichen YouTube-Sequenzen. Und aus allem findet dann doch jeder seinen eigenen Weg.
(Ich hatte bei meiner SKS-Schulungs- / Prüfungswoche das Glück, eine Crew vorzufinden, die den Ergeiz hatte, ALLE Monöver unter Segeln einhand fahren zu wollen - jeder auf seine Art, mit viel Freude, Rennerei auf Deck und Respekt vor 9 to und 43 Fuss ELAN, egal, bei welchem Wind.)
Fazit: 'ran an den Feind (blödes Wort zur Zeit) und mit System Stück für Stück vorwärts arbeiten.
Viel Erfolg
Grüsserei, Georg
Neptun 25 KS "PEANUTS II" - Segelnummer 110 - Rufzeichen DG 6997
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