Sicherheit

Seemannsgarn oder neudeutsch "Smalltalk"
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Bingum12
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Sicherheit

Beitrag von Bingum12 » Do 9. Dez 2021, 11:16

Moin,

ich habe gerade etwas Zeit und beschäftige mich mit der Sicherheit.
Nun wird mir folgendes angeboten:

1. Epirb 1 Seenotbake
2. Easy Rescue Pro 3 (Weatherdock)

Die Seenotbake ist wohl zu groß, um diese bei sich zu tragen.
Der Easy Rescue ist natürlich deutlich kleiner, obwohl man die Antenne berücksichtigen muss.
Im Kanuforum habe ich gelesen, dass diese Easy Rescue Modelle nicht so gut funktionieren, wenn die Welle höher ist.

Was empfehlt Ihr?
Wie ist die praktische Anwendung?

Stefan
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Re: Sicherheit

Beitrag von evante » Do 9. Dez 2021, 12:56

Hi,

naja das Weatherdock ist ja eigentlich ein MOB Sender und doch daher eher als "Persönliche Sicherheitsausstattung"anzusehen.
Was mich interessieren würde, weil ich es über einen anderen (AMEC MOB AIS) geselen hatt, ob das Ziel auf den Plottern auch wirklich als MOB angezeigt wird. Beim o.G. Amec soll es laut einer Bewertung beim Bremener Spezialversender nur als normales Wasserfahrzeug auftauchen....

VG
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Re: Sicherheit

Beitrag von THM » Do 9. Dez 2021, 14:25

Hallo Stefan,
grundsätzlich kann man für die Sicherheit nie genug investieren, da aber die finanziellen Ressourcen meist beschränkt sind, muss man doch priorisieren. Eine EPIRB ist normalerweise für das Seegebiet A1 (weltweit einschließlich Polkappen) ausgelegt und muss registriert werden. M.E. für unsere Boote im küstennahen Seegebiet etwas übertrieben. Für hohe Sicherheitsansprüche ggf. als Ergänzung zum Funkgerät geeignet. Eine andere Variante sind die PLBs (Personal Locator Beacon) für Einzelpersonen, die üblicherweise an der Schwimmweste befestigt werden. Die gibt es auch in Vollausstattung für das Seegebiet A1 und die kleine Variante ist Deine Nummer 2 als reine AIS-PLB. Die deckt in der Regel das schnelle Wiederauffinden einer über Bord gegangenen Person ab. Das AIS-Signal dient dann der eigenen Besatzung zur Suche des abgängigen Crew-Mitglieds. Für Einhand-Segler vermutlich nutzlos, da die Tragweite des AIS-Signals (insbesondere bei Welle) recht kurz sein dürfte.

Fazit: Erst einmal ein DSC-Funkgerät anschaffen und wenn das Sicherheitsbedürfnis sehr hoch ist, noch eine EPIRB.

Gruß
Thomas
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Re: Sicherheit

Beitrag von outdoor » Do 9. Dez 2021, 20:37

Moin

also grundsätzlich musst Du zwischen AIS und Sat-System unterscheiden. Letzteres wird sicherlich für die meisten hier uninteressant sein. Zumal diese per Satellit senden und somit im ungünstigsten Fall ca. 2h vergehen (wegen den Satellitenumläufen) bis Deine Poistion bekannt und übermittelt wird. Also eher was für Hochsee.
Ich selbst habe ein AIS Transponder der bei Wasserkontakt auslöst und auch auf DSC Systemen auslöst. Ich kann jeden (zumindest auf der Nordsee) nur empfehlen ein solches System bei sich zu haben (d.h. in die Rettungsweste integrieren)
somit wird die Person im Wasser auf allen AIS-Empfängern direkt/schnell gefunden. Wir hatten erst vor ein paar Monaten im Seegatt zwischen Langeoog und Baltrum erst wieder ein Seeunglück zu beklagen. Hier konnte ein Segler erst spät (zu spät) von den SAR-Jungs entdeckt werden. Ein AIS-Transponder hätte im sehr wahrscheinlich das Leben gerettet. Die Schwierigkeit ist ja die Personen im Wasser zu finden.
Also das Geld für einen entsprechenden Sender ist sinnvoll angelegt.

Die Reichweite der AIS Sender ist 5-10 sm (im Durchschnitt) und das ist auch für Einhandsegler eine gute Sicherheit, d.h. von den Seefunkstellen entdeckt.

und noch ein Tipp: MOB-Manöver bis zum abwinken trainieren, nicht nur theoretisch durchgehen. Das muss im Notfall blind sitzen. Du glaubst nicht was im Ernstfall ein Stresspegel vorliegt. Da ist es dann wichtig routinierte Abläufe zu haben. Und vor allem auch Deine Mitsegler in die entsprechenden Mittel (Funk (hier hilft auch ein Zettel od. Aufkleber mit den wichtigsten Funkinstruktionen in der Nähe der Funke), EPIRB oder PLB, Manöver, Person an Bord holen etc. einweisen.

und zum Schluss: kann einen SAR-Kurs nur empfehlen, hier lernt man im Training mit den Situationen umzugehen

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Re: Sicherheit

Beitrag von THM » Do 9. Dez 2021, 21:43

outdoor hat geschrieben: Do 9. Dez 2021, 20:37 Zumal diese per Satellit senden und somit im ungünstigsten Fall ca. 2h vergehen (wegen den Satellitenumläufen) bis Deine Poistion bekannt und übermittelt wird.
COSPAS-SARSAT ist mittlerweile auch schon etwas in die Jahre gekommen. Mit zunehmender Anzahl von Galileo-Satelliten kann direkt alarmiert werden. Noch interessanter sind die Entwicklungen im Bereich der 5G-Mobilfunktechnologie in Verbindung mit LEO-Satelliten (Low Earth Orbit). Dazu gehören u.A. die Starlink-Satelliten von Elon Musk. Ich vermute, damit wird in 3 - 5 Jahren bei teureren Smartphones die Sat-Telefonie im Alltag bezahlbar werden. Damit gibt es auf See dann auch ganz andere Notruf-Möglichkeiten. Für Segler werden dann u.U. sogar Outdoor-Smartphones mit EPIRB-Funktion angeboten.

Gruß
Thomas
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Re: Sicherheit

Beitrag von outdoor » Fr 10. Dez 2021, 20:06

Moin Stefan

wäre natürlich auch die Frage was Dein Ziel ist.
vlt hilft Dir ja meine Überlegungen damals (habe mir vor 3 Jahren ein AIS PLB gekauft)
mein Heimatrevier ist Wattenmeer und Ems bis Weser
- werde im Notfall direkt von allen umliegenden AIS-Empfängern gesehen (vor allem auch vom eigenen Boot, was bei Welle vor den Inseln und in Aussen-Ems, -Jade und -Weser von Vorteil ist , hier hast Du gerne schnell eine Welle stehen) ferner wirst Du direkt bei Nachtfahrt wieder gefunden!
- wegen DSC Alarm kann grade bei Nachtfahrt bzw. kleiner Crew unter Deck Alarm ausgelöst werden wenn einer über Bord geht
- zur Reichweite würde ich von 5sm und mehr ausgehen, was für das Seegebiet ausreichend ist (könnte auch weiter sein, wenn ich das mit einer Handfunke vergleiche, so war ich beim Warten vor der Schleuse von Greetsiel und hatte per Handfunke Kontakt zum Stegnachbarn, der in der Fischerbalje in Ansteuerung Borkum war)

ein EPIRB (per Satellit) kam für mich nicht in Frage, weil: die wie gesagt zunächst per Satellit ihr Position ermitteln müssen (kann dauern) und lösen dann in bestimmten Zentralstellen (für Nordsee in London, für Mittelmeer in Marseille aus) diese leiten dann das Notsignal entsprechend Deiner Kennung (musst Dich entsprechend registrieren und anmelden) und die jeweilige Leitstelle vor Ort (z.B. Bremen Rescue) weiter
erst dann wird von der Leitstelle auch ein AIS Notsignal ausgelöst (ob dieses dann die ganze Zeit per Relais weiter mitgetrackt wird konnte ich noch nicht ermitteln)
in der Summe war mir das direkte Sichtbarsein auf den umliegenden Schiffen sicherer

entscheide für Dich, aber gerade beim Auffinden von Personen im Nachbereich (Radius 2sm) halte ich den AIS Sender klar im Vorteil
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Re: Sicherheit

Beitrag von Bingum12 » Sa 11. Dez 2021, 12:57

Moin Eva, Thomas und Norbert,

für mich wäre es einfacher, wenn Ihr schreiben würdet, wir haben das Gerät mit der Bestellnummer z.B. 11122 und man kann dieses z.B. bei SVB kaufen.

Natürlich ist ein Kaufargument auch wichtig!

Für die ganze Theorie fehlt mir leider das nötige Wissen.

In Süddeutschland z.B. ist vor wenigen Monaten ein Kleinküstenkreuzer quergeschlagen und sehr wenige Minuten später war das "Böötchen" weg.

Es war aber ein großes Motorboot in unmittelbarer Nähe und hat die Segler retten können.

Gerne segele ich auf dem Stettiner Haff, Polen und Rügen, wofür ich gerne eine Sicherheit hätte.

Ich vermute, es kann manchmal so schnell gehen, dass man gar nicht mehr mit einem Funkgerät funken kann.

Es wird ja nicht 10 Minuten vor dem Unglück eine Warnung ausgesprochen.

Vielleicht habe Ihr ja einen direkten Kauftipp?

Stefan
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Re: Sicherheit

Beitrag von outdoor » Sa 11. Dez 2021, 13:32

Moin Stefan

so ganz kann ich Deine Herangehensweise an das Thema nicht nachvollziehen.
Es bringt Dir doch auch nichts, wenn jeder aus dem Forum Dir jetzt verschiedene Produkte nennt. Dann kannst Du ja auch direkt das Angebot bei den üblichen Verdächtigen Händlern durchstöbern.
Wäre es nicht besser, Du würdest Dich erstmal in den einschlägigen Fachseiten zu dem Thema schlau machen.

Gerade das Thema Sicherheit würde ja letztlich einen eigenen Thread füllen.
In Deinem Beispiel hätte mal sich auch mit Pyro oder Hannfackel etc. ggf. behelfen können, auuserdem wäre die Frage gewesen wie es überhaupt dazu gekommen ist und man unter dem Aspekt Sicherheit nicht schon früher hätte reagieren müssen.

Daher nochmal die Empfehlung: mach mal ein Sicherheitstraining mit, damit Du die kpl. Bandbreite von dem Thema erfasst. Und dann würde ich an Deiner Stelle anfangen zu überlegen, was es nun für Deine Segelei bedeutet, d.h. was ist sinnvoll an Ausrüstung an Bord zu haben.
Letztlich hängt es von Deinem Revier und Deinem Verständnis von Sicherheit und Fähigkeiten ab.

das Wichtigste: Du als Skipper musst immer die Situation beherrschen, nicht andersrum (wenn ich sehe wie manche Boote in den Hafen kommen, was da für ein Stresspegel an Bord ist, möchte ich die nicht draussen erleben wenn was aussergewöhnliches passiert)

in Deinem Beispiel weiss man auch nicht ob ein AIS MOB was gebracht hätte. Der setzt ja voraus, das auf den anderen Booten entsprechend AIS-Empfänger (Class A oder B) vorhanden ist. Daher solltest Duu bei Deiner Wahl auch darauf achten, dass vom Geräte beide Frequenzen bedient werden.

fair winds
Norbert

by thee way: habe mir das EASY ONE DSC von Waetherdock geholt (das kann in in die Rettungsweste einbauen oder auch hinterher werfen weil schwimmfähig und löst selbständig bei Wasserkontakt aus)
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Re: Sicherheit

Beitrag von THM » Sa 11. Dez 2021, 21:30

Hallo Stefan,
ich bin im Seegebiet um Rügen unterwegs und habe für Alarmierungen lediglich ein Funkgerät und mein Smartphone. Für längere Schläge verwende ich die App Safetrx um die Sicherheit zu erhöhen. Praktische Empfehlungen für eine PLB kann ich daher nicht geben. Vom Preis/Leistungsverhältnis würde ich an Deiner Stelle den "WEATHERDOCK - AIS Notsender easyTOO DSC" nehmen. Wie oben bereits erwähnt ist das eine Ergänzung zum vorhandenen Funkgerät, denn für den Preis des Notsenders bekommst Du schon ein Funkgerät.

Eine PLB hilft Dir, wenn Du über Bord gehst - Du musst aber die Disziplin haben, ständig eine Rettungsweste mit der PLB zu tragen. Preiswerter und effektiver ist aber eine Lifeline, wenn sie eingesetzt wird (verhindert das Überbordgehen). Ein anderes Szenario wäre eine Kollision mit schnellem Sinken oder plötzliches Kentern. Bei einer Kollision ist Dein Unfallgegner in der Nähe und der sollte mitbekommen, dass Du in Not bist (Um Bojen solltest Du aber einen Bogen machen :tone: ). Plötzliches Kentern wird wohl durch entsprechende Wetterverhältnisse ausgelöst (Kielverlust mal außen vor) und sollte durch defensive Planung unter Einbeziehung des Wetterberichts vermeidbar sein. Natürlich bleibt ein Restrisiko, was mit der PLB vermindert wird.

Fast alle Seenotfälle kündigen sich langsam an bzw. die Auslöser waren schon beim Ablegen vorhanden. Wenn es dann eng wird, kann mit dem Funkgerät kommuniziert werden, es gibt ja auch medizinische Notfälle wo es auf Unterstützung bei erster Hilfe ankommt. Das alles bietet eine PLB nicht. Es kommt auch darauf an, ob Du allein segelst oder mit mehreren. Wenn Du über Bord gehst und es ist noch eine weitere Person im Boot, kann die den DSC-Alarm am Funkgerät mit einem langen Tastendruck auslösen. Wenn mehrere Personen an Bord sind, sollte natürlich auch jeder eine PLB besitzen und tragen. Dann kann es u.U. richtig teuer werden :Cool: .

Gruß
Thomas
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